Eine Quelle kann auch irren | Von Jochen Mitschka

Eine Quelle kann auch irren | Von Jochen Mitschka

22 Minuten

Beschreibung

vor 7 Monaten

Ein Standpunkt von Jochen Mitschka.


Es geht mal wieder um Hintergründe und Grundsätze, aufgehangen an
aktuellen Themen. Wenn jemand zu geopolitischen Fragen eine
Meinung äußert, ist die nicht immer zutreffend, egal wie oft er
vorher den Nagel auf den Kopf getroffen hat. Jeder Kommentator,
und ich schließe mich nicht aus, machen auch Fehler, schätzen
Situationen falsch ein, vertrauen falschen Quellen oder sind
einfach übereifrig und machen deshalb Fehler. Das sagt nichts
über die generelle Vertrauenswürdigkeit aus, sondern zeigt nur,
dass niemand ohne Fehler sein kann. Ich will darüber berichten,
nicht weil ich Unsicherheit verbreiten will, sondern das
Gegenteil. Man sollte immer versuchen Informationen auch mit
eigenen Augen zu sehen und „zweite Meinungen“ einholen. Heute
will ich Beispiele bringen, in denen ich meine, dass von mir
ansonsten geschätzte Analysten eben einmal falsch liegen. Weshalb
ich sie aber nicht grundsätzlich als Quelle ablehne. Beginnen wir
mit dem US-Amerikaner Andrew Korybko, der in Russland lebt, und
die Welt stark durch die russische Brille sieht.


Äthiopien


Der Premierminister Äthiopiens, Abiy Ahmed hatte angekündigt,
allerdings nur in seiner lokalen Sprache, dass er auch notfalls
mit Gewalt, für sein Binnenland einen Zugang zum Meer erzwingen
wolle. Dabei bevorzugte er wohl ein Gebiet in Eritrea, Asseb.


Andrew Korybko stellt nun den Plan für eine Pipeline vom Südsudan
über Äthiopien bis Dschibuti als Meereszugang vor(1). Er erklärt,
dass er damit den Druck von Eritrea nehmen wolle. Aber er erwähnt
nicht, dass der äthiopische Ministerpräsident ganz andere Töne
anschlägt. Und das, obwohl eine Gemeinschaft aus Eritrea darüber
mit Videos und Übersetzungen informiert hatte. Wobei man
allerdings wissen muss, dass solche Mitteilungen aus Eritrea
meist sehr polemisch und erregt formuliert werden.


Korybko erklärt das aus einer russisch geopolitischen Sicht. Er
schreibt, dass Ägypten und Äthiopien schon lange strategische
Partnerschaften mit Russland pflegen, und sich gegenseitiges
Vertrauen dadurch gebildet habe. Das
eritreisch-russisch-äthiopische Dreieck sei viel heikler, da die
russisch eritreischen Beziehungen erst seit kurzer Zeit einen
Aufschwung erleben.


„Dies wäre kein Problem, wenn die eritreisch-äthiopischen
Beziehungen auf dem positiven Weg bleiben würden, den Präsident
Isaias Afwerki (PIA) und Premierminister Abiy Ahmed im Sommer
2018 gemeinsam eingeschlagen haben, aber das frühere
Sicherheitsdilemma ist im vergangenen Jahr leider wieder
aufgetreten. Wie in dieser Analyse erläutert, wurde das Abkommen
zur Einstellung der Feindseligkeiten (Cessation of Hostilities
Agreement, COHA) zwischen Premierminister Abiy und der TPLF von
PIA wahrscheinlich als Verrat empfunden, nachdem er von diesem
Abkommen mit dem bisherigen gemeinsamen Feind überrascht worden
war.“(1)


D.h. er lässt indirekt den Eindruck entstehen, Äthiopien habe
mehr oder weniger hinter dem Rücken des Nachbarn Frieden mit
Rebellen in Eritrea geschlossen. Wodurch logischerweise wieder
Misstrauen zwischen den Ländern aufgebaut würde. Korybko erklärt
dann, dass Premierminister Abiy angeblich nur „friedliche“
Hafenpläne habe, Eritrea aber fälschlicherweise dahinter
territoriale Ansprüche vermute. Während einige Äthiopier den
Verdacht hegen, dass Eritrea insgeheim seine angebliche frühere
Politik der Unterstützung nicht näher benannter bewaffneter
regierungsfeindlicher Gruppen in ihrem Land wieder aufgenommen
haben könnte. Das habe alte Wunden wieder aufgerissen...


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