Risikofaktoren für eine erhöhte Mortalität von Patienten mit hämato-onkologischer Grunderkrankung auf der Intensivstation

Risikofaktoren für eine erhöhte Mortalität von Patienten mit hämato-onkologischer Grunderkrankung auf der Intensivstation

Beschreibung

vor 10 Jahren
Einleitung: Die Aufnahme von Patienten mit hämato-onkologischer
Grunderkrankung auf eine Intensivstation ist Gegenstand
kontroverser Diskussionen. Die hohe Mortalität intensivpflichtiger
Patienten mit hämato-onkologischer Grunderkrankung scheint jedoch
oft nicht in Zusammenhang mit der Grunderkrankung zu stehen.
Fragestellung: Die Identifikation von Risikofaktoren für die
Intensivstations-Mortalität von hämato-onkologischen Patienten auf
der Intensivstation. Patienten und Methoden: Daten von 90 Patienten
mit hämato-onkologischer Grunderkrankung und Aufenthalt auf der
internistischen Intensivstation vom 01.11.2005 bis zum 31.11.2006
wurden ausgewertet. Retrospektiv wurden die Variablen: Alter,
Geschlecht, Art der hämato-onkologischen Grunderkrankung,
Aufnahmediagnose auf die Intensivstation, Dauer des
Intensivstations-Aufenthaltes, SAPS-II-Score und Leukozytenzahl bei
Aufnahme auf die Intensivstation, der höchste Katecholaminbedarf,
Einsatz von Nierenersatzverfahren und Einsatz mechanischer
Ventilation während des Intensivstations-Aufenthaltes, positive
mikrobiologische Diagnostik oder der Nachweis einer bestimmten
Gruppe von Erregern oder der Nachweis von Erregern in einer
bestimmten Patientenprobe in Bezug auf ihren Einfluss auf die
Intensivstations-und 100-Tage-Mortalität untersucht. Ergebnisse:
Von n=90 Patienten waren 67,8% männlich, das mittlere Alter der
Patienten lag bei Aufnahme bei 56 Jahren (21-85 Jahre). Alle
Patienten litten an einer hämato-onkologischen Grunderkrankungen:
Leukämien lagen in 47,8% vor, Lymphome in 50,0%. Die
Aufnahmediagnose auf die Intensivstation war meist respiratorische
Insuffizienz (38,9%) oder Sepsis (27,8%). Die mediane Liegedauer
der Patienten auf der Intensivstation betrug 5 Tage (1-52 Tage).
Der mediane SAPS-II Score der Patienten lag bei Aufnahme bei 55
Punkten (18-118). 54,4% der Patienten waren bei Aufnahme leukopen,
67,8% waren im Verlauf des Aufenthaltes katecholaminpflichtig,
57,8% mussten maschinell beatmet werden. Nierenersatzverfahren
brauchten 21,1% der Patienten. 45,6% der Patienten verstarben
während des Intensivstations-Aufenthaltes, hierbei stellte die
Sepsis mit 22,2% die größte Gruppe der Todesursachen. Bei 72/90 (80
%) Intensiv-Patienten wurden zur infektiologischen Diagnostik und
Erregersurveillance mikrobiologische Untersuchungen durchgeführt.
Im Mittel hatte jeder Patient 1,63 (0-8) verschiedene Pilz- und
Bakterienspezies und 1,61 (0-4) verschiedene Arten von Viren. Unter
den Bakterien stellen die gram-positiven Erreger mit 55% die größte
Gruppe, mit 23,1% dominierten die koagulase-negativen
Staphylokokken. Bei den nachgewiesenen Pilzen stellen Candida
species mit 68% den Großteil, darunter meist C. albicans. Bei den
nachgewiesenen Viren stelle die Familie der Herpesviridae mit 93%
den größten Anteil dar. 9 mal konnte ein multiresistenter Erreger
nachgewiesen werden. Als signifikante Einflussgrößen für die
Intensivstations- und/oder die 100-Tage Mortalität fand sich in der
multivariaten Analyse die Aufnahmediagnose, ein hoher SAPS-II Score
bei Aufnahme, hoher Katecholaminbedarf, Vasopressinbedarf und der
Einsatz von Nierenersatzverfahren. Nicht signifikant waren Alter,
Geschlecht, maschinelle Beatmung, Leukozytenzahl und Art der
Grunderkrankung. Im Chi-Quadrat-Test konnten für die
Intensivstations-Mortalität folgende Variablen als signifikante
Einflussgrößen bestimmt werden: das Vorliegen eines pathogenen
Erregers, das Vorliegen einer Virusinfektion mit Herpesviren oder
anderen Viren, das Vorliegen einer bakteriellen Infektion, einer
gram-positiven bakteriellen Infektion sowie der Nachweis von
Staphylokokkus epidermidis in einem Kulturmedium. Zudem der
Nachweis von non-albicans-Candida in einem Kulturmedium, der
Nachweis eines Erregers in der Lunge bzw. in der endotrachealen
Absaugung (ENTA) sowie ein Erregernachweis auf einer
Katheterspitze. Für das 100 Tage-Überleben waren das Vorliegen
eines pathogenen Erregers, das Vorliegen einer Virusinfektion mit
Herpesviren, das Vorliegen einer bakteriellen Infektion sowie einer
gram-positiven Infektion, der Nachweis eines Erregers in der Lunge
bzw. in der ENTA sowie der serologische Nachweis eines Erregers
signifikant. Der Nachweis von non-albicans-Candida und
koagulase-negativen Staphylokokken in einem Kulturmedium waren
ebenfalls signifikant. Sputum war das Kulturmedium mit dem größten
Prozentsatz an positiven Ergebnissen, jedoch ohne Relevanz für die
Mortalität. Schlussfolgerung: Die Intensivstations- und Tag 100
Mortalität scheinen eher von der akuten Erkrankung als von der
malignen Grunderkrankung beeinflusst zu werden. Nichtsdestotrotz
ist die Mortalität von Krebspatienten auf der Intensivstation hoch.
Die Intensivstations-Behandlung scheint post-interventionell
indiziert. Andere Indikationen sollten auf einer individuellen
Basis diskutiert werden. Der Nachweis von Erregern ist für die
Mortalität von Intensivstations-Patienten relevant.

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