Eine Schmonzette aus dem kaiserlichen Japan

Eine Schmonzette aus dem kaiserlichen Japan

25. Februar 1921
6 Minuten
Podcast
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Der Podcast mit täglich einer Zeitungsnachricht aus der Welt vor hundert Jahren

Beschreibung

vor 3 Jahren
Von allen asiatischen Ländern war Japan zweifellos am besten über
Korrespondentennetze mit Europa verbunden. Dennoch vermischten sich
in Berichten aus dem ‘Reich der aufgehenden Sonne‘ gerne einmal
Nachrichten- und Märchenton, so etwa auch in der fast zu rührenden
Geschichte aus der Vossischen Zeitung vom 25. Februar 1921 über die
Verlobung des japanischen Kronprinzen mit der Tochter eines
Generals – deren Liaison wider die strengen Standeskonventionen des
Kaiserhauses angeblich erst auf den leidenschaftlichen Zuspruch der
Tokyoter Bevölkerung hin ihre Legalisierung erfuhr. Bei nüchterner,
historiographischer Betrachtung bleibt von dieser Schmonzette
leider wenig übrig: Die Prinzessin Nagako entstammte zwar
tatsächlich nicht den dafür eigentlich vorgesehenen fünf
höchstadligen Familien, war aber eine entfernte Cousine des
Prinzen, beider Verlobung entsprechend von den Eltern arrangiert;
die Braut hatte kein Einspruchsrecht. Bei dem Bräutigam handelt
sich überdies um den späteren Kaiser Hirohito, der als Regent bei
der Kolonialisierung der Mandschurei und Koreas sowie an der Seite
Hitlers im Zweiten Weltkrieg eine historisch äußerst unrühmliche
Rolle spielen sollte. Für uns liest, trotzdem, Frank Riede.

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