Wer wacht am Kyffhäuser?

Wer wacht am Kyffhäuser?

20. Juni 1921
7 Minuten
Podcast
Podcaster
Der Podcast mit täglich einer Zeitungsnachricht aus der Welt vor hundert Jahren

Beschreibung

vor 2 Jahren
Der Kyffhäuser ist in den vergangenen Jahren zurückgekehrt auf die
politische Landkarte Deutschlands. Alljährlich trifft sich zu
seinen Füßen im Spätsommer der vormalige ‘Flügel‘ der AfD und
beschwört zur vorgeblichen Rettung der Nation die Gespenster der
Vergangenheit. Dabei ist die rechte Instrumentalisierung der
Kyffhäusersage, also der Vorstellung vom im Berg schlummernden
Kaiser Friedrich Barbarossa, welcher dereinst zurückkehren und sein
Reich wieder in Ordnung bringen würde, durchaus nicht neu. Bereits
Wilhelm I. huldigte man hier in aller Monumentalität, während in
Weimarer Tagen das Warten auf den Erlöser vor der bösen modernen
Gegenwart von neuem begann und ein buntes Panoptikum
alt-monarchistischer und neu-völkischer Republikfeinde anzog – zu
besichtigen in der Vossischen Zeitung vom 20. Juni 1921, deren
Korrespondent (über gewisses zeittypisch rassistisches Vokabular
hinaus) dem Treiben von Hindenburg und Co. angesichts der sonstigen
Blattlinie überraschend unkritisch zusieht. Wer zwölf Jahre später
an Barbarossas statt den Ruf der Kyffhäuser-Pilger erhörte, ist
allgemein bekannt. Es liest Frank Riede.

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