Blutiger Umsturz in Bulgarien

Blutiger Umsturz in Bulgarien

16. Juni 1923
7 Minuten
Podcast
Podcaster
Der Podcast mit täglich einer Zeitungsnachricht aus der Welt vor hundert Jahren

Beschreibung

vor 1 Jahr
Die Korrespondentennetze der Berliner Tageszeitungen waren auch
schon in den 1920er Jahren eng geknüpft. Nach dreieinhalb Jahren
Auf den Tag genau muss man die Regionen Europas, in denen wir noch
nicht vorbeigeschaut haben, entsprechend mit der Lupe suchen.
Relativ unterbelichtet blieb tatsächlich ein Land im Südosten des
Kontinents, das als Kriegsverbündeter der Mittelmächte nach 1918 in
noch ärgere politische Turbulenzen geraten war als Deutschland oder
Österreich: Bulgarien. Seit 1919 regierte hier als bald schon quasi
alleinherrschender Ministerpräsident Aleksandar Stambolijski von
der radikalen Bauernpartei, der in Opposition zur alten königlichen
Regierung bereits während des Weltkriegs eine militärische
Kooperation mit der Entente gefordert hatte. Diese alten
Verbindungen halfen ihm nun aber auch nicht wirklich, als es in den
Verhandlungen von Neuilly darum ging, die territorialen Verluste
Bulgariens in Grenzen zu halten. Entsprechend groß war der Hass
seiner innenpolitischen Gegner, die einen Urlaub Stambolijskis in
seinem Heimatdorf im Frühsommer 1923 dazu nutzten, ihn von der
Macht zu putschen. Die äußerst blutigen Details seiner Ermordung
spart die Deutsche Allgemeine Zeitung vom 16. Juni vielleicht auch
deshalb aus, weil sie in ihm nach alter Weltkriegslogik noch immer
den Anti-Deutschen sah. Es liest Frank Riede.

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