#13 "Was du angefangen hast, musst du jetzt aber auch zu Ende bringen"

#13 "Was du angefangen hast, musst du jetzt aber auch zu Ende bringen"

25 Minuten

Beschreibung

vor 2 Jahren
Kennst diese Sprüche: "Was du angefangen hast, musst du jetzt aber
auch zu Ende bringen" oder "Wer A sagt, muss auch B sagen"?
Herzlichen Glückwunsch, du bist nicht alleine! Solche Sätze bzw.
Sprichworte sollen uns Menschen zum Durchhalten animieren, sie
sollen uns dazu bringen, eine Sache, die wir angefangen haben, auch
zu Ende zu bringen. Dahinter stehen Werte wie Disziplin oder
Durchhaltevermögen, welche wiederum gesamtgesellschaftlich als
positiv bewertet werden. Dass solche Glaubenssätze allerdings auch
Ängste schüren können bzw. unsere Risikobereitschaft erheblich
einschränken können wird dabei oft nicht bedacht. Es kann
passieren, dass Gedanken aufkommen wie: "Was passiert mir, wenn ich
eine Sache nicht zu Ende bringe?", "Sind andere enttäuscht von mir,
wenn ich es wirklich nicht schaffe? Bin ich dann gescheitert?",
"Was ist, wenn ich mich auf meinem Weg umentscheide? Darf ich das
überhaupt?" Der Gedanke, dass eine unvollendete Aufgabe als
Scheitern interpretiert werden könnte stammt nicht von uns, sondern
von den Generationen vor uns, die schlichtweg Angst um unser
Wohlergehen hatten und wollten, dass wir nicht scheitern oder sogar
aus der Gesellschaft ausgeschlossen werden. Ich kenne diesen
Glaubenssatz nur zu gut und auch wenn es nur ein kleiner Teil von
mir ist, der ihn wirklich verinnerlicht hat, dann muss ich doch
gestehen, dass er Zeit meines Lebens sicherlich sehr einschränkend
gewirkt hat. Dadurch, dass uns dieser Glaubenssatz suggeriert, dass
eine Sache nur wertvoll ist, wenn sie auch zu Ende gebracht wird,
fühlen wir uns in unserer Risikobereitschaft automatisch blockiert.
Fange ich diese Sache wirklich an? Oder lasse ich es lieber
bleiben, weil ich ja scheitern könnte und dies dann fatal für mich
wäre? Es führt also dazu, dass wir uns zweimal überlegen, ob wir
etwas wirklich beginnen wollen oder nicht. Der innere Antreiber
"Streng dich an" spielt hier definitiv auch eine Rolle.
Durchhaltevermögen ist schließlich mit Anstrengung verbunden und
nur, wer sich richtig anstrengt und verausgabt, ist ein wertvolles
Mitglied unserer Leistungsgesellschaft. Es muss nicht zwingend so
sein, dass deine Eltern oder Großeltern haargenau diesen Satz zu
dir gesagt haben. Es reicht auch schon, wenn es dir so vorgelebt
worden ist: Ein Elternteil hat bspw. in einem Job verharrt, der ihm
oder ihr nicht gut tat, eine Freundschaft wurde weitergeführt,
obwohl sie längst nicht mehr gut tat, es wurde oder wird an einer
Beziehung festgehalten, die längst nicht mehr glücklich macht.
Diese Muster suggerieren "Wer A sagt, muss auch B sagen":
Durchhalten ist wichtiger als das persönliche Glück. Dass
Durchhalten von Älteren als so wichtiges Credo interpretiert wird,
liegt daran, dass in den Personen, die diese Glaubenssätze in sich
tragen, eigene Ängste wirken, die nicht gespürt werden wollen:
z.B.: Die Angst davor, zu sehr aufzufallen, auszubrechen oder die
hart erarbeitete Sicherheit zu verlieren. Angst vor zu viel
Individualität, die als "zu rebellisch" interpretiert werden könnte
und dazu führen könnte, nicht mehr zur Gesellschaft dazuzugehören.
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