Nahrungssuchstrategien der nektarivoren Fledermaus Glossophaga commissarisi (Phyllostomidae) im Freiland - eine individuenbasierte Verhaltensstudie unter Verwendung von Transpondertechnik

Nahrungssuchstrategien der nektarivoren Fledermaus Glossophaga commissarisi (Phyllostomidae) im Freiland - eine individuenbasierte Verhaltensstudie unter Verwendung von Transpondertechnik

Beschreibung

vor 17 Jahren
In der vorliegenden Arbeit wurde das Nahrungssuchverhalten der in
der Neotropis verbreiteten Blumenfledermausart Glossophaga
commissarisi untersucht. Die Tiere ernähren sich zu einem großen
Teil von Nektar, den sie, ähnlich wie Kolibris, im Schwirrflug aus
Blüten speziell adaptierter, chiropterophiler Pflanzen entnehmen.
Weil die räumliche Verteilung dieser Pflanzen im tropischen
Regenwald sehr unregelmäßig und zerstreut ist, legen die Tiere auf
der Suche nach Nahrung enorm lange Flugstrecken zurück und die von
ihnen umgesetzten Energiemengen sind extrem hoch. Die Lebensweise
der Tiere erscheint daher stark limitiert von energetischen
Grenzbedingungen. Die individuelle Fitness einer Blumenfledermaus
hängt ganz entscheidend von der Effizienz ihres
Nahrungssuchverhaltens ab. In den letzten Jahren haben sich daher
zunehmend Arbeiten mit der Energetik und dem Nahrungssuchverhalten
von Blumenfledermäusen beschäftigt, hauptsächlich wurden dabei
Laborversuche unter der Anwendung von künstlichen Blüten
durchgeführt - eine individuenspezifische Beobachtung der Tiere im
Freiland war bisher durch ihre nächtliche Lebensweise und der
schnellen Fortbewegung in den gleichzeitig schwer zugänglichen
Regenwaldhabitaten kaum möglich. Mit dem hier vorgestellten
Kunstblütensystem habe ich einen neuen Ansatz gefunden, Nahrung
suchende Fledermäuse im Freiland zu beobachten. Dabei wurde eine
große Zahl künstlicher, computergesteuerter Blüten im natürlichen
Lebensraum der Tiere großflächig ausgebracht. Die Blüten waren mit
einem Zuckerwasservorrat versehen und konnten dadurch genau
definierte Mengen von "Nektar" an besuchende Tiere abgeben. Die
Detektion der besuchenden Fledermäuse wurde mit Hilfe von
Infrarot-Lichtschranken vorgenommen. Zusätzlich waren die Tiere mit
Transponderhalsbändern individuell markiert und die Blüten mit
entsprechenden Lesegeräten ausgestattet, so dass bei jedem
Blütenbesuch eine Identifikation des Besuchers vorgenommen wurde.
Die resultierenden Daten enthalten individuelle, zeitlich und
örtlich präzise Informationen über die Suchrouten, die die Tiere im
Freiland zurücklegen. Mit dem künstlichen Blütenfeld wurden
unterschiedliche energetische und kognitive Fragestellungen zum
Nahrungssuchverhalten von nektarivoren Fledermäusen untersucht: Die
Zeit- und Energiebudgets der beteiligten Tiere an den künstlichen
Blüten konnten präzise bestimmt und verglichen werden mit
entsprechenden Angaben aus früheren Arbeiten, die mit anderen
Verfahren ermittelt wurden. Aus den individuellen Besuchsdaten
wurden außerdem die von den Tieren bevorzugten
Fluggeschwindigkeiten ermittelt und mit den Vorhersagen von
aerodynamischen Modellen verglichen. Außerdem beschreibt die Arbeit
die individuelle räumliche Verteilung der Tiere, die sich bei
stabiler Ressourcenverteilung auf der Untersuchungsfläche
einstellte. Die Größe und die Konstanz der von den Individuen
besuchten Areale und die Anzahl der von ihnen besuchten Blüten
werden bestimmt und diskutiert. Das Erlernen verschiedener
räumlicher Nahrungsverteilungsmuster durch die Tiere in Umwelten
unterschiedlicher Variabilität ist Inhalt eines weiteren
Abschnittes. Die in diesem Experiment aufgezeichneten
Bewegungsmuster der Tiere wurden individuell analysiert, um die
große Variabilität der Suchstrategien zwischen den Individuen
darzustellen und zeitlich und räumliche angepasste Suchstrategien
der Tiere zu charakterisieren und deren Effizienz abzuschätzen.

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