Revision der Euglossa cordata-Gruppe und Untersuchungen zur Funktionsmorphologie und Faunistik der Euglossini (Hymenoptera, Apidae)

Revision der Euglossa cordata-Gruppe und Untersuchungen zur Funktionsmorphologie und Faunistik der Euglossini (Hymenoptera, Apidae)

Beschreibung

vor 19 Jahren
Die Gattung Euglossa umfasst derzeit 101 rezente Arten, die in fünf
Untergattungen und 12 Artengruppen eingeteilt werden. In der
vorliegenden Arbeit wird ein detaillierter Überblick über die
Untergattung Euglossa (Euglossa) gegeben. Es werden neue
Bestimmungsschlüssel für die der Untergattungen von Euglossa, der
Artengruppen von Euglossa (Euglossa) und erstmals für die Euglossa
cordata-Gruppe gegeben. Die Arten der Euglossa cordata-Gruppe
wurden anhand des Typenmaterials und umfangreichen
Sammlungsmaterials aus unterschiedlichen geographischen Regionen
licht- und rasterelektronenmikroskopisch untersucht und taxonomisch
revidiert. Die bisher 21 Namen umfassende Gruppe wurde auf 15 Arten
reduziert. Fünf Namen, Eg. azureoviridis, Eg. cyanaspis, Eg.
gaianii, Eg. ultima und Eg. violaceifrons, wurden als Synonyme
erkannt. Eg. erythrochlora stellte sich als Unterart von Eg.
hemichlora heraus. Bei Eg. tridentata wurde anhand der
Genitalmerkmale erkannt, dass sie der Euglossa cybelia-Gruppe
angehört. Für die von mehreren Autoren irrtümlich unter dem Namen
Eg. azureoviridis geführte Art ist bisher kein gültiger Name
aufgestellt worden. Sie wird hier als Eg. BB-1 geführt. Weiterhin
wurde Eg. avicula aus der Eg. purpurea-Gruppe mit Eg. heterosticta
synonymisiert. Für die Euglossa cordata-Gruppe wurden folgende
Arten und Unterarten als gültig anerkannt: Eg. BB-1 (= Eg.
„milenae“ unpubl.); Eg. chlorina Dressler, 1982; Eg. cordata
(Linnaeus, 1758); Eg. deceptrix Moure, 1968; Eg. despecta Moure,
1968; Eg. fimbriata Rebêlo & Moure, 1995; Eg. hemichlora
hemichlora Cockerell, 1917; Eg. hemichlora erythrochlora Moure,
1968; Eg. jamaicensis Moure, 1968; Eg. leucotricha Rebêlo &
Moure, 1995; Eg. liopoda Dressler, 1982; Eg. melanotricha Moure,
1967; Eg. modestior Dressler, 1982; Eg. platymera Dressler, 1982;
Eg. securigera Dressler, 1982; Eg. variabilis Friese, 1899. Den
Artbeschreibungen wurden alle verfügbaren Angaben über Blütenbesuch
und Duftstoffköder beigefügt. Sämtliche Daten über die Verbreitung
wurden anhand von Verbreitungskarten zusammengefasst und
anschaulich gemacht. Für die Euglossa cordata-Gruppe wurde eine
kladistische Analyse durchgeführt und die Ergebnisse in einem
hypothetischen Baum dargestellt. Als Vertreter der Außengruppe
wurde Eg. mixta aus der Euglossa analis-Gruppe in die Analyse mit
einbezogen. Im funktionsmorphologischen Teil der Arbeit wird ein
Überblick über das Duftsammelverhalten der männlichen Euglossini
gegeben. Die Tiere sammeln Duftstoffe (z. B. Blütendüfte) an
exogenen Quellen und speichern sie in ihren zu diesem Zweck
modifizierten Tibien der Hinterbeine. Was weiter mit den
gesammelten Substanzen geschieht, ist bisher nicht bekannt. In der
vorliegenden Arbeit wird eine neue Hypothese aufgestellt, nach
welcher Prachtbienenmännchen die Fähigkeit besitzen, die
gespeicherten Duftstoffe aktiv zu versprühen. Danach werden die
Substanzen auf die Tibialbürsten der Mittelbeine gebracht. Diese
werden dann so gehalten, dass bei vibrierenden Hinterflügeln die
Jugalkämme über die Tibialbürsten streifen und die Substanzen
versprühen. Um diese Hypothese zu testen, wurden an männlichen
Euglossini aller bekannten Gattungen die Tibialbürsten der
Mitteltibien und die Jugalkämme der Hinterflügel morphologisch
untersucht. Durch Versuche an angefeuchtetem und dadurch beweglich
gemachtem Sammlungsmaterial wurden beide Strukturen in einen
funktionsmorphologischen Zusammenhang gebracht. Auf diese Weise
konnten im Experiment Aerosolwolken erzeugt werden. Es wird
postuliert, dass die Tiere beim sog. „Ventilieren“ an ihren
Balzplätzen Duftstoffe versprühen. Die aufgestellte Hypothese wird
mit den bisherigen Beobachtungen und Hypothesen aus der Literatur
diskutiert. Der faunistische Abschnitt der Arbeit bezieht sich auf
zwei Gebiete, aus denen bisher kaum oder, wie im Falle Boliviens,
gar keine Angaben über Euglossini vorliegen. Das eine
Untersuchungsgebiet ist die biologische Forschungsstation Panguana,
Departamento Huánuco im Tieflandregenwald von Peru. Mittels
synthetischer Duftstoffe wurden dort von Mitarbeitern der
Zoologischen Staatssammlung München und von R. Dressler Euglossini
geködert. Die Aufsammlungen ergaben zusammen 32 Arten. Dies lässt
auf ein äußerst reiches Arteninventar an Euglossini im nur 2 km2
großen Primärwaldgebiet von Panguana, besonders im Vergleich mit
anderen untersuchten Gebieten, schließen. Zudem wurden wichtige
morphologische Merkmale der seltenen Art Euglossa rugilabris
elektronenmikroskopisch dokumentiert. Das zweite, sehr intensiv
untersuchte Gebiet liegt zwischen dem östlichen Andenrand und dem
Tieflandregenwald in Villa Tunari, Departamento Cochabamba,
Bolivien. In den Jahren 1999 bis 2002 konnten dort im sog.
„Orchidarium Villa Tunari“ Euglossini an Duftstoffködern und an
blühenden Orchideen gefangen werden. Die Aufsammlungen ergaben 38
Arten. Außerdem konnten zahlreiche bestäubungsbiologische
Beobachtungen und Beobachtungen zu Duftstoffpräferenzen zahlreicher
Euglossini-Arten gemacht werden. In der Diskussion werden die
Ergebnisse aus den beiden Untersuchungsgebieten miteinander
verglichen. Sie stellen neben einer Aufsammlung aus dem Tambopata
Naturreservat, Madre de Dios, Peru (Dressler 1985), bislang die
einzigen faunistischen Arbeiten aus dieser zoogeographischen Region
dar.

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