Reihe: Was soll das mit dem Papst 1/15 - Das Papst Franziskus Problem. Oder: Warum ich noch katholisch bin.

Reihe: Was soll das mit dem Papst 1/15 - Das Papst Franziskus Problem. Oder: Warum ich noch katholisch bin.

9 Minuten

Beschreibung

vor 2 Jahren

Eine Reihe von und mit Kpl. Johannes M Schwarz Wenn man so wie
ich, im Herzen ein stock-katholischer,  ultrakonservativer –
mit einem Wort – mit einem Schlagwort - : ein  „schlimmer
Katholik“ ist, dann hatte man es nicht ganz leicht in der
 letzten Zeit. Denn nachdem man jahrzehntelang in der
Auseinandersetzung  mit der Moderne unzählige Sätze mit der
Einleitung begonnen hatte: „Aber  der Papst sagt ...“ kommt
dieser Satz nicht mehr so oft über die Lippen  seit
Franziskus auf dem Stuhl Petri sitzt – oder er kommt
 schmerzverzerrt in einem ganz anderen Zusammenhang. Doch
 Autoritätsbeweise, das sagte schon - der von uns allen
hochvereehrte -  Thomas von Aquin, sind von der schwächsten
Art. Warum? Weil ein  Autoritätsbeweis voraussetzt, dass der
andere die Autorität anerkennt.  Und eigentlich war dies
auch genau der Grund, warum der brave  konservative Katholik
seine Sätze mit „Aber der Papst...“ begann. Denn  sein Kampf
gegen die Moderne verlief ja schon lange nicht mehr entlang
 einer Front mit der Welt da draussen, sondern quer über die
Kirchenbänke  hinweg. Da zweifelten Vorsitzende von
deutschen Bischofskonferenzen den  Inhalt des Satzes an,
dass Christus „für uns“ gestorben sei. Auf
 Donaudampfschifffahrten legten sich rebellische Damen
Seidentücher als  Stolen um. Man sammelte Unterschriften im
Kirchenvolk, als sei der  Glaube nichts Gegebenes, sondern
ein politisches Konsensprodukt. Bei  „Dialogveranstaltungen“
heischten Würdenträger mit „mutigen“ Forderungen  nach
Applaus. Und ich selbst diskutierte als 19-Jähriger in einem
 Diözesanhaus mit Vertretern katholischer Jugendverbände
darüber, ob die  Enzyklika Evangelium Vitae nun für uns
Katholiken eine bindende  Richtschnur im Lebensschutz war
oder nicht. Dass der Pastoralamtsleiter,  der für die
ungemein objektive Kirchenzeitung meiner damaligen Diözese
 über diese Diskussion wachte, dann in einem Nebensatz die
Erbsünde  leugnete, schmerzte, aber überraschte nicht. Bei
allem Frust, den ich  damals empfand, war ich dennoch nie
niedergeschlagen, denn Rom, so  wusste ich, war auf unserer
Seite – egal wie verrückt sich die Kirche im  deutschen
Sprachraum gebärdete. Suchte man Balsam für die Seele, las
 man einfach einen afrikanischen Kardinal. Freilich auch in
Rom schien  nicht alles eitel Wonne. Dass der Papst
grundsätzlich fehlbar war, in  vielen Fragen und seinem
praktischen Verhalten, zog niemand in Zweifel.  Der eine
setzte die Grenze bei der Ausgestaltung interreligiöser
 Gebetstreffen, der andere klagte über missverständliches
Koranküssen;  Skepsis befiel den einen bei der zu
wohlwollenden Förderung gewisser  neuer Bewegungen und
Orden; für wieder andere krankte es schon seit den  60ern am
liturgischen Herzen. Doch im Gros, verließ man sich auf das
 theologische Gewicht der Päpste, man verteidigte ihre
Aussagen mit  Eifer, rückte Fehlinterpretationen im Kontext
zu recht und beklagte  offensichtliche
Falschberichterstattung durch mangelhaft geschulte oder  gar
ideologisch verpeilte Journalisten. Dann kam Franziskus.

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