Ureterabgangsstenose und koinzidenteller vesikorenaler Reflux

Ureterabgangsstenose und koinzidenteller vesikorenaler Reflux

Beschreibung

vor 10 Jahren
Die Durchführung einer Miktionszystourethrographie im Rahmen der
Diagnostik bei Ureterabgangsstenose wird in der Literatur
kontrovers diskutiert. Während einige Autoren (Bomalaski et al.
1997; Dietz et al. 2001; Hollowell et al. 1989; Woodward &
Frank 2002), ausgehend von einer Koinzidenzrate des VUR bei UAST
von 9-17%, die routinemäßige Durchführung einer MCU befürworten, in
jedem Fall aber vor jeder Pyeloplastik (APNKonsensusgruppe 2001),
sprechen sich Kim et al. (2001) für eine Röntgen-MCU lediglich bei
sonographisch nachgewiesener Harnleiterdilatation aus. Ziel dieser
Arbeit war es, die Rate des koinzidentellen vesikorenalen Refluxes
bei primärer subpelviner Stenose zu erfassen sowie Faktoren zu
finden, welche auf eine Koexistenz beider Entitäten hinweisen und
vor diesem Hintergrund mögliche Auswirkungen auf die Diagnostik zu
diskutieren. Hierfür wurden in einer retrospektiven Analyse die
Daten von 266 Kindern mit UAST der kinderurologischen Zentren der
Universitätsmedizin Mainz, dem Zentralklinikum Augsburg, dem
Klinikum Deggendorf sowie des Dr. von Haunerschen Kinderspitals der
LMU München erfasst und die Befunde der postnatal durchgeführten
Sonographien, MAG 3-Szintigraphien, Miktionszystourethrographien
und mögliche klinische Symptome mit dem Vorkommen von
koinzidentellem VUR in Korrelation gebracht. Eine MCU erfolgte bei
178 Kindern, dabei zeigten insgesamt 13 Kinder mit UAST einen
vesikorenalen Reflux, die Koinzidenz betrug damit 4,9% [2,6%,
8,2%], bezogen auf das Patientenkollektiv mit durchgeführter MCU
7,3% [3,9%, 12,2%]. Demnach liegt die Koinzidenzrate eines VUR bei
primärer Ureterabgangsstenose zwischen 5-8%. In dieser Arbeit,
sowie in Übereinstimmung mit vergleichbaren Studien (Karnak et al.
2008; Kim et al. 2001; Lebowitz & Blickman 1983; Schuster et
al. 2001), korrelierten das Auftreten von Harnwegsinfektionen, eine
sonographisch nachgewiesene Harnleiterdilatation sowie eine
eingeschränkte Partialfunktion in der MAG 3-Szintigraphie positiv
mit dem Vorkommen von koinzidentellem VUR, während sich der Grad
der Obstruktion in der Diureseszintigraphie als nicht
richtungweisend erachtete. Bezüglich des Grades der Hydronephrose
in der Sonographie lässt sich derzeit keine abschließende Aussage
treffen: Während vorliegende Arbeit keinen Unterschied der
Patienten mit koinzidentellem VUR im Vergleich zum Gesamtkollektiv
aufzeigte, stellten Karnak et al. (2008) bei Kindern mit
koinzidentellem VUR höhergradige Nierenbeckenkelchdilatationen
fest. Gelten Harnwegsinfektionen, eine Ureterdilatation in der
Sonographie sowie eine szintigraphisch eingeschränkte
seitengetrennte Nierenfunktion als Kriterien für die Durchführung
einer MCU bei UAST, so zeigen die Ergebnisse dieser Arbeit eine
100%ige Detektionsrate aller Kinder mit hochgradigem VUR (Grad
III-V) und eine 67%ige Erfassung der Kinder mit geringgradigem VUR
(Grad I-II). Gerade der niedriggradige Reflux hat jedoch eine hohe
Tendenz zur Spontanmaturation und kommt mit einer Inzidenz von 3,4%
- 5,1% bei subpelviner Stenose nicht häufiger vor als in der
kindlichen Normalpopulation ohne Fehlbildungen des Harntraktes
sowie ohne vorangehende Harnwegsinfekte. Daher sollte die
„Routine“-Miktionszystourethrographie bei Vorliegen einer
Ureterabgangsstenose verlassen und entsprechend nachfolgendem
Algorithmus vorgegangen werden.

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