Läsionsanalyse exekutiver Funktionen bei chronischen zerebralen Läsionen nach epilepsiechirurgischem Eingriff anhand von "Turm von London" und "Turm von Hanoi" auf dem Tablet-PC

Läsionsanalyse exekutiver Funktionen bei chronischen zerebralen Läsionen nach epilepsiechirurgischem Eingriff anhand von "Turm von London" und "Turm von Hanoi" auf dem Tablet-PC

Beschreibung

vor 11 Jahren
In der vorliegenden Studie sollten zwei neuropsychologische Tests,
der Turm von Hanoi und der Turm von London (sogenannte
Mehrzug-Puzzles), mittels Läsionsanalyse (Voxel-based
Lesion-symptom Mapping, VLSM) daraufhin untersucht werden, welche
anatomischen Bereiche des Gehirns für die Durchführung eine
entscheidende Rolle spielen. Die Tests lagen in einer neuen, zur
Bed-side Testung geeigneten Version auf Tablet-PC vor und sollten
in Bezug auf ihre funktionelle Anatomie miteinander und mit anderen
neuropsychologischen Testverfahren verglichen werden. Eine Gruppe
von 22 Patienten wurde nach epilepsiechirurgischem Eingriff am
rechten oder linken Frontal- oder Temporallappen neuropsychologisch
und mittels hochauflösender 3D-Kernspintomographie untersucht. Die
Daten wurden mit spezieller Software (MRIcroN,NPM Rorden 2010)
prozessiert und ausgewertet. Als Ergebnis konnten pro Test
Läsionsvoxel gefunden werden, die mit schlechtem Abschneiden im
jeweiligen Test signifikant zusammenhingen; damit müssen diese
Hirnregionen für die Verarbeitung des Tests im Gehirn notwendig
sein oder zumindest eine kritische Rolle spielen. Die Ergebnisse
der Tests wurden außerdem zu anderen Studien funktioneller Anatomie
in Bezug gesetzt. Für viele der von uns verwendeten
neuropsychologische Testverfahren konnte eine gute Kongruenz zu
Resultaten anderer Studien festgestellt werden. Unsere Ergebnisse
der Läsionsanalyse zu den Türmen von Hanoi und London ergaben –
neben einer Beteiligung des linken Gyrus frontalis inferior -
starke Hinweise auf eine Beteiligung der Temporallappen bei der
Lösung der Puzzles. Sie wichen damit deutlich von unserer Erwartung
und der Vergleichsliteratur ab, in der vor allem eine Beteiligung
der Frontallappen, besonders des dorsolateralen präfrontalen
Cortex, postuliert bzw. gefunden wurde. Diese Abweichung kann
möglicherweise dadurch erklärt werden, dass die untersuchte
Patientengruppe aufgrund der langjährigen Irritation des neuronalen
Gewebes durch epileptische Anfälle - verbunden mit der Plastizität
des Gehirns - eine besondere funktionelle Anatomie aufweist.
Andererseits wäre auch denkbar, dass für die Lösung der Türme von
Hanoi und London (als komplexe Tests) ein ganzes Netzwerk an
Gehirnarealen eingesetzt werden muss, in dem die Temporallappen
eine bislang unterschätzte Rolle spielen.

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