Über Fernweh und die Chancen der Reisebranche

Über Fernweh und die Chancen der Reisebranche

Urlaub nach Corona, Solidarität und Flugreisen
24 Minuten

Beschreibung

vor 3 Jahren

Pfarrerin Katharina Stähler spricht mit Menschen aus der Region,
die etwas zu sagen haben.
Schon mal dran gedacht? PodCast am 14. April 2021

Über Fernweh und die Chancen der Reisebranche:
Urlaub nach Corona, Solidarität und Flugreisen

Seit mehr als einem Jahr begleitet uns schon dieses Corona-Virus.
Alles ist davon betroffen: Alltag, Arbeitsleben, Privatleben. Und
– unser Urlaub. Eine der Branchen, für die Corona buchstäblich
ans Eingemachte geht, ist die Reisebranche. Von rund 11.000
Reisebüros in Deutschland sind etwa 3000 schon jetzt
pleite. Und es ist nicht nur das Jahr 2020, das große
Verluste gebracht hat. Im März 2021 schreibt das Handelsblatt:
„Die Reisebranche schreibt auch das Geschäftsjahr 2021 ab.“
 


Pfarrerin Katharina Stähler spricht mit Kerstin Willershäuser.
Die 55-Jährige ist Inhaberin eines Reisebüros in Biedenkopf.


Darauf angesprochen, sagt sie, dass es ihr am meisten Spaß mache,
Reisen zu verkaufen, die nicht in den Katalogen sind, sondern
Wünsche aus Kunden „rauszukitzeln“ und dann genau passend für die
jeweiligen Personen etwas zusammenzustellen.


Vor Corona beschäftigte Kerstin Willershäuser eine Vollzeitkraft
und eine Auszubildende. Die Vollzeitkraft ist seit März 2020 in
Kurzarbeit und die Auszubildende hat die Ausbildung abgebrochen.


Denn seit dem Ausbruch der Pandemie ist Kerstin Willershäusers
Geschäft geschlossen. Sie sagt: „Für mich ist das
Nicht-Reisen-Können furchtbar! Denn ich kenne kein Heimweh, ich
kenne nur das Fernweh.“


Sie betont aber auch, dass wir uns in Deutschland glücklich
schätzen können, weil wir hier ganz gut aufgestellt seien. Das
falle ihr auf, wenn sie mit Kollegen*innen in Frankreich oder
England vergleiche, wo der Staat so gut wie nichts bezahle.
Allerdings ärgere es sie, dass so große Unterschiede gemacht
werden zwischen den Berufsgruppen. Wer eine große Lobby habe wie
TUI oder Lufthansa oder der Hotel- und Gaststättenverband, die
könnten auch enorme Gelder abschöpfen. Andere, kleinere Branchen
fielen dann schon mal hinten runter.  


Katharina Stähler und Kerstin Willershäuser sprechen darüber, wie
sich die Stimmung während dieser mittlerweile einjährigen
Pandemie geändert hat. Anfangs hat noch eine große Solidarität
geherrscht. Mittlerweile gibt es mehr Neid und die argwöhnische
Frage, ob der/die andere nicht doch mehr bekomme und habe als ich
selber. Die Frage stellt sich, wie lange die Gesellschaft dieses
Vergleichen und Neiden aushalten kann und wie lange es dauern
wird, bis wir einander wieder etwas gönnen können.


Für Kerstin Willershäuser ist klar: „Eine Konsequenz der Pandemie
wird sein, dass weniger geflogen wird. Die Reisegewohnheiten
werden sich ändern durch die Erfahrungen, die wir gemacht haben.
Die Frage wird dringender, sowohl im Geschäftsbereich wie auch im
Privaten: Was ist sinnvoll? Welche Reisen sind überflüssig.“


Dass sie ihre Ausbildung damals machen konnte, verdankte sie dem
Los. Ihr Ausbildungsplatz wurde aus 15 Bewerber*innen, die in die
engere Wahl kamen, ausgewürfelt.  


Angesprochen auf die Frage nach dem Zusammenhang zwischen dem
gesetzlich verankerten Grundrecht „Freiheit“ – und damit auch der
Reisefreiheit - und der Freiheit eines Christenmenschen,
antwortet sie: „Freiheit bedeutet für mich ein Freiraum, den ich
für mich habe, aber auch in Verantwortung für die anderen. Meine
Freiheit geht nur so weit, wie die Freiheit des/der anderen
reicht. Deshalb akzeptiere ich die Einschränkungen, die Corona
mit sich bringt. Als Christin bin ich frei, weil ich von Gott
befreit wurde und ich deswegen manches nicht tun oder haben muss
– ich bin befreit davon!“

Kommentare (0)

Lade Inhalte...

Abonnenten

15
15
:
: