Thyroxin-bindendes Globulin (TBG)

Thyroxin-bindendes Globulin (TBG)

Beschreibung

vor 47 Jahren
Zum Aufbau einer spezifischen radioimmunologischen
Bestimmungsmethode von Thyroxin-bindendem Globulin (TBG) im Serum
wurde eine reine TBG-Präparation hergestellt. Die erste
Anreicherung des TBG aus humanem Poolplasma um den Faktor 640 wurde
mit einer Affinitätschromatographie über Sepharose 4-B erreicht, an
die Trijodthyronin (T3) kovalent gebunden war. Die weitere
Reinigung mit einer Gesamtanreicherung um einen Faktor von 4500
erfolgte über Anionenchromatographie (QAE- und DEAE-Sephadex A-50)
und Affinitätschromatographie mit Concanavalin A (ConA-Sepharose).
Die Wiederfindung von TBG über alle Schritte lag bei 20%. Das
isolierte TBG, das in der Disc-Elektrophorese in drei verschiedenen
Polyacrylamidkonzentrationen bei zwei verschiedenen pH-Werten (pH
7,0 und pH 8,9) als eine homogene Bande zur Darstellung kam, band
Thyroxin (T4) oder Trijodthyronin (T3) äquimolar. Als Zeichen einer
Mikroheterogenität kamen beim isoelectric focusing im pH-Bereich
von 4,0–4,5 drei Banden zur Darstellung. Der indirekt ermittelte
Zuckeranteil der TBG-Präparation betrug 15%. Diese TBG-Präparation
wurde zur Immunisierung von Kaninchen und zur125Jod-Markierung mit
der Chloramin-T-Methode benutzt. Die Präzision des Radioimmunoassay
von TBG von Tag zu Tag war mit einem Variationskoeffizienten von
4,3% gut. Die Verdünnungskurven aller bisher geprüften Serumproben
— auch bei quantitativen TBG-Varianten — lagen auf der
Kalibrierstandardkurve: Hinweise auf eine immunologische
Heterogenität des TBG ergaben sich damit nicht. Bei
Kontrollpersonen mit einem mittleren TBG-Spiegel von 23,0±4,0 mg/l
(x±s) zeigte sich eine zweigipflige Altersabhängigkeit der
TBG-Konzentrationen im Serum: In den ersten vier postnatalen
Lebenswochen fanden sich die höchsten TBG-Spiegel, die bis zum
generationsfähigen Alter abfielen, um jenseits des 50. Lebensjahres
wieder anzusteigen. Nach Abschluß der Perinatalphase bestand eine
signifikante Korrelation zwischen dem Gesamt-T4 und TBG. Der
T4/TBG-Quotient war altersunabhängig konstant (3,2±0,7;x±s) und
folglich der geeignete diagnostische Parameter. Ein
Geschlechtsunterschied der TBG-Spiegel fand sich in keinem
Lebensalter, ebenso konnten keine zyklischen Schwankungen bei
Frauen im generationsfähigen Alter nachgewiesen werden. Der
bekannte Anstieg der TBG-Spiegel unter Oestrogeneinfluß konnte bei
Frauen (Antiovulantien und Gravidität) und bei Männern (Fosfestrol)
quantitativ bestätigt werden. Umgekehrt konnte ein Abfall der
TBG-Spiegel bei therapeutisch induziertem Oestrogenmangel (Danazol)
erstmals aufgezeigt werden. Bei primären
Schilddrüsenfunktionsstörungen fanden sich keine signifikanten
Änderungen der TBG-Spiegel, auch nicht bei direktem Vergleich
zwischen Hyperthyreose (20,0±3,5 mg/l) und Hypothyreose (21,6±7,0
mg/l). Veränderte T4/TBG-Quotienten spiegeln bei diesen
Erkrankungen folglich die von der Norm abweichende
Schilddrüsenfunktion wider. Von diesen
Schilddrüsenfunktionsstörungen lassen sich an Hand der normalen
T4/TBG-Quotienten alle Zustände mit erhöhten bzw. erniedrigten
Gesamt-T4-Spiegeln abgrenzen, die primär auf einer quantitativen
Änderung der TBG-Spiegel beruhen.

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