Auswirkungen eines kardiochirurgischen Eingriffes mit Herz-Lungen-Maschine auf die psychiatrische Morbidität, gesundheitsbezogene Lebensqualität und emotionale Befindlichkeit im Langzeitvergleich

Auswirkungen eines kardiochirurgischen Eingriffes mit Herz-Lungen-Maschine auf die psychiatrische Morbidität, gesundheitsbezogene Lebensqualität und emotionale Befindlichkeit im Langzeitvergleich

Beschreibung

vor 16 Jahren
Es ist nur wenig bekannt über die Folgen eines kardiochirurgischen
Eingriffs mit extrakorporaler Zirkulation (EKZ) bezüglich der
Inzidenz psychiatrischer Erkrankungen, der kognitiven
Leistungsfähigkeit sowie der gesundheitsbezogenen Lebensqualität
(HRQOL). Von besonderer Bedeutung hierbei waren die Auswirkungen
von kognitiven Dysfunktionen auf die HRQOL bei Patienten nach einer
herzchirurgischen Operation. In diese prospektiv angelegte Studie
wurden insgesamt 34 herzchirurgische Patienten konsekutiv
eingeschlossen, die präoperativ, kurz vor Entlassung und nach einem
Jahr durch ein strukturiertes klinisches Interview für DSM-IV und
durch neuropsychologische Tests beurteilt wurden. Diese Tests
beinhalteten den Syndrom Kurztest (SKT) für die Überprüfung der
kognitiven Leistungsfähigkeit, die Montgomery-Åsberg Depression
Rating Scale (MADRS) für die Einschätzung der Schwere einer
affektiven Störung mit depressiven Merkmalen, den posttraumatic
Stress Syndrome 10-Questions Inventory (PTSS-10) für die
Quantifizierung einer posttraumatischen Belastungsstörung und den
Short-Form 36 (SF-36) zur Bestimmung der gesundheitsbezogenen
Lebensqualität. Die Delirium Rating Scale (DRS) wurde täglich
während des gesamten Intensivaufenthalts angewendet, um bei einem
Auftreten eines postoperativen Delirs die Schwere, bestimmen zu
können. Präoperativ konnten bei 41,2% der Studienteilnehmer
aktuelle psychiatrische Erkrankungen diagnostiziert werden, wovon
20,6% eine affektive Störung mit depressiven Merkmalen aufwiesen.
Bei drei Patienten (8,8%) lag, durch Erlebnisse während des Zweiten
Weltkrieges, in der Vorgeschichte ein PTSD vor, welche keine
floride Symptomatik bei der Basisdatenerhebung zeigte. 23,5% (n= 8)
der Patienten hatten in der Vorgeschichte einen Benzodiazepin- bzw.
einen Alkoholabusus. Durch den SKT konnten präoperativ vier
Patienten (11,8%) identifiziert werden, bei denen grenzwertige
kognitive Störungen bestanden. Nach dem kardiochirurgischen
Eingriff mit EKZ entwickelten 32,4% (n= 11) ein postoperatives
Delir und 38,2% (n= 13) klinisch relevante kognitive Störungen. Wir
konnten nachweisen, dass ein postoperatives Delir signifikant mit
einem Substanzmissbrauch und mit dem postoperativen Auftreten eines
akuten PTSD assoziiert war. 17,6% (n= 6) der Patienten entwickelten
im postoperativen Verlauf ein akutes PTSD. Durch das SKID konnten
wir bei 50% (n= 17) postoperativ affektive Störungen mit
depressiven Merkmalen diagnostizieren, von denen 35,3% (n= 6)
Kriterien für eine Majore-Depression erfüllten. Nach einem Jahr
wurden von den ursprünglich 34 Patienten (100%) lediglich 30
Patienten (88,2%) nachuntersucht. Zu diesem Messzeitpunkt lag die
Prävalenz für psychiatrische Erkrankungen bei 39,6% und erreichte
wieder das Ausgangsniveau. Die kognitive Leistungsfähigkeit
steigerte sich nach einem Jahr, zeigte jedoch einen signifikanten
Unterschied zu den SKT-Werten, die präoperativ erhoben wurden. Bei
der Bestimmung des HRQOL durch den SF-36 konnte ein Jahr nach der
Operation eine signifikante Verbesserung festgestellt werden. In
den Dimensionen körperliche Funktionsfähigkeit (PF), körperliche
Rollenfunktion (RP) und emotionale Rollenfunktion (RE) erreichten
unsere Studienpatienten nicht das Niveau wie die gesunde alters-
und geschlechtsnormierte Kontrollgruppe. Ebenso gab es einen
signifikanten Unterschied zu den Patienten, bei denen kognitive
Störungen vorlagen. Diese Patientenkohorte hatte signifikant
schlechtere HRQOL-Werte in den Dimensionen körperliche
Rollenfunktion (PF) und psychisches Wohlbefinden (MH) im Vergleich
zu Patienten ohne kognitive Defizite. Die Ergebnisse verdeutlichen,
dass kardiochirurgische Eingriffe mit EKZ die gesundheitsbezogene
Lebensqualität der meisten Patienten im Vergleich zur präoperativen
Situation verbessern. Jedoch vermindert das Auftreten von
langfristigen kognitiven Störungen die gesundheitsbezogene
Lebensqualität und stellt somit für eine signifikante Minderheit
von kardiochirurgischen Patienten eine bedeutende Komplikation dar.

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