Implizite Verbkausalität in chinesischer Sprache - Replikation und differentielle Befunde

Implizite Verbkausalität in chinesischer Sprache - Replikation und differentielle Befunde

Beschreibung

vor 17 Jahren
Verben, die zwischenmenschliche Ereignisse beschreiben, existieren
in jeder Sprache der Welt. Beispiele sind “überraschen”,
“bestechen”, “tadeln” oder “bewundern”. Diese so genannten
interpersonalen Verben führen, auch wenn keinerlei weitere
Informationen gegeben werden, zu systematischen
Ursachenzuschreibungen auf einen der beiden Interaktionspartner –
ein Phänomen, das als „implizite Kausalität in Sprache" bezeichnet
wird. Die vorliegende Studie untersucht anhand einer Stichprobe in
der Volksrepublik China (N=193) die vorhergesagten
Ursachenzuschreibungen von 24 interpersonalen Verben, die nach der
Revised Action-State Distinction (Rudolph & Försterling, 1997)
ausgewählt wurden. Es zeigt sich in Übereinstimmung mit der
bisherigen Forschung, dass auch bei einer kollektivistisch
geprägten Kultur die Ursache in systematischer und vorhersagbarer
Weise auf einen Interaktionspartner attribuiert wird. Allerdings
ergeben sich hierbei für einige Verben systematische Abweichungen,
die auf eine kulturspezifische Semantik eines Verbtyps hindeuten:
So zeigt sich bei einzelnen Zustandsverben, die üblicherweise
Attributionen auf das Objekt nahelegen (z.B. “mögen”), dass in
Abweichung hiervon in systematischer Weise eher auf das Satzsubjekt
attribuiert wird. Dies deutet darauf hin, dass - zumindest wenn
keine weiteren Kausalinformationen vorliegen - in der chinesischen
Kultur möglicherweise das grammatikalische Subjekt stärker als
Verursacher wahrgenommen wird als in westlichen Kulturen.

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