#46 mit KI-Experte Jürgen Schmidhuber (LIVE)

#46 mit KI-Experte Jürgen Schmidhuber (LIVE)

“Lernt zu lernen. Jeder Beruf, den Ihr ergreift, …
50 Minuten
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Beschreibung

vor 6 Jahren
“Lernt zu lernen. Jeder Beruf, den Ihr ergreift, wird sich gewaltig
ändern.” Jürgen Schmidhuber ist weltweit führender Wissenschaftler
für Künstliche Intelligenz. Wir hatten die große Ehre, anlässlich
der New Work Konferenz #NWX18 von XING, einen Live-Podcast mit ihm
aufzunehmen. Jürgen Schmidhuber war schon als 15 Jähriger von der
Idee begeistert, eine Intelligenz zu schaffen, die viel klüger ist
als er selbst. Seine ursprüngliche Idee, Physik zu studieren, wich
schnell einer verblüffenden Vision: “Baue einen Physiker, der viel
besser ist als Du selber.” Er entschied sich für das Studium der
Mathematik und der Informatik an der TU München und beschäftigte
sich bereits 1987 in seiner Diplomarbeit mit Allgemeiner
Künstlicher Intelligenz und rekursiver Selbstverbesserung. Seither
entwickelt er mit seinen Teams unter anderem die tiefen neuronalen
Netze, die heute in jedem Smartphone zu finden sind. Er gewinnt
weltweit Preise und Anerkennung für seine Arbeit. Einer der Gründe
für die großen Fortschritte in seinem Gebiet liegen nach
Schmidhubers Ansicht darin begründet, dass Computer alle fünf Jahre
zehn Mal billiger werden. Dieser Trend hält seit 1941 an, sein
Abbrechen ist nicht in Sicht. Das sogenannte Long Short-Term Memory
(LSTM, entwickelt seit den 1990ern) ist eines der sichtbarsten
Produkte seines Labors. LSTM ist ein rückgekoppeltes neuronales
Netzwerk, das sich durch Training immer weiter verbessert. Google
nutzt LSTM heute auf über zwei Milliarden Smartphones, unter
anderem für Spracherkennung und Übersetzung. Apple nutzt LSTM auf 1
Milliarde iPhones. Facebook macht seit 2017 jeden Tag 4 Milliarden
Übersetzungen mit LSTM. In nicht so ferner Zukunft sieht Jürgen
Schmidhuber die “Show and Tell Robotics”: Menschen zeigen dem
Roboter etwas durch Zureden und Vormachen, und er macht es dann
immer besser nach (zum Bsp. T-Shirts nähen oder Smartphones bauen).
In ein paar Jahrzehnten werden KIs die Menschen in vieler Hinsicht
bei weitem übertreffen, und dann wird alles anders. Wir haben mit
Jürgen auch über das Thema “Autonomes Fahren” gesprochen und er hat
uns von den Anfängen berichtet, die wie so viele KI-Durchbrüche in
Deutschland begannen. In den 80er Jahren hatte der Robotiker Ernst
Dickmanns bereits erste selbstfahrende Mercedes-Benz Lieferwagen.
Schon damals fuhren diese Autos ohne Fahrer 80km/h, zunächst noch
auf leeren Straßen. Ein Lieferwagen war notwendig, um die
seinerzeit noch riesigen Rechner zu transportieren. Ab 1994 fuhr
Dickmanns' autonome S-Klasse auf der Autobahn 180 km/h im Verkehr,
nur mit Kameras und ohne GPS, eigentlich wie Menschen. Laut FAZ
haben deutsche Firmen immer noch die meisten Patente für autonomes
Fahren. Die gegenwärtigen KI-Profite, so berichtet Schmidhuber,
werden allerdings vor allem von den großen Spielern am pazifischen
Rand gemacht, wie Amazon, Alibaba, Facebook, Tencent und Google.
Schmidhuber glaubt aber auch, dass kein Teil der Welt besser
aufgestellt ist als Nordeuropa, wenn es darum geht, in der nahen
Zukunft beide Welten zusammenzubringen: Robotik / Maschinenbau und
KI / maschinelles Lernen. Wir wagen gemeinsam einen Ausblick
darauf, was KI für Arbeit bedeutet. Männer müssen hier tapfer sein,
denn es ist - so Jürgen Schmidhuber - oft schwieriger, eine Frau zu
ersetzen als einen Mann. Der Grund: Männer haben oft
Inselbegabungen und Tunnelblick, können nur eine Sache wirklich
gut. Diese eine Sache lässt sich oft automatisieren (z.B.
Schachspielen). Viele Frauen jedoch sind allgemeine Problemlöser.
“Ich kann nicht voraussagen, welche Berufe in Zukunft wichtig
werden.” Aber seinen beiden mittlerweile erwachsenen Töchtern hat
er eine einfache Botschaft mitgegeben: “Lernt zu lernen. Jeder
Beruf, den Ihr ergreift, wird sich gewaltig ändern.” Ein spannender
Ausblick auf das, was beim Thema KI noch auf uns zukommen wird,
rundet ein Gespräch ab, das für Christoph und mich zu unseren
absoluten Highlights zählt. Für solche Momente machen wir diesen
Podcast.

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