Beeinflussung evozierter Potentiale nach passiver Fingerbewegung durch Variation der Reizparameter

Beeinflussung evozierter Potentiale nach passiver Fingerbewegung durch Variation der Reizparameter

Beschreibung

vor 16 Jahren
Evozierte Potentiale stellen ein wichtiges Hilfsmittel für
klinische und wissenschaftliche Untersuchungen in der Neurologie
dar und erlauben je nach Methode eine unterschiedliche Aussage über
entsprechende Funktionen des sensorischen Systems. Potentiale nach
passiver Fingerbewegung, also propriozeptiv evozierte Potentiale
wurden bislang in keiner Arbeit systematisch auf Ihre exakte
Abhängigkeit von Bewegungsparametern untersucht. Dies beabsichtigt
die vorliegende Arbeit und versucht mittels einer breiten Variation
der Bewegungsparameter deren Auswirkungen auf zerebrale Potentiale
zu klären. Mechanisch wurde dabei bei gesunden Probanden der
Mittelfinger der rechten Hand repetitiv extendiert, wobei sich
durch Variationen von Dauer, Amplitude und Geschwindigkeit acht
verschiedene Stimulationsmodi ergaben. Simultan wurden
elektroenzephalographisch die resultierenden elektrischen
Potentialänderungen von der Kopfhaut abgeleitet und aufgezeichnet.
Durch elektronische Mittelungsverfahren konnten die entstandenen
evozierten Potentiale ausgewertet werden, indem zunächst einzelne
Komponenten identifiziert wurden und anschließend deren
Abhängigkeit von Bewegungsparametern untersucht wurde. Die
Auswertung wurde sowohl auf Vorgänge nach Beginn als auch nach Ende
der passiven Fingerbewegung bezogen. Nach Beginn der Bewegung
(Onset-Potentiale) traten im Bereich des sensorischen Kortex
(P3-Fz) regelhaft die Komponenten P1 (durchschnittliche Latenz
44,55 ms, SD = 7,81 ms; durchschnittliche Amplitude 2,0 µV, SD
0,85µV) P2 (67 ms, SD = 10,2 ms; 2,8 µV, SD = 1,2 µV) und N1 (150
ms, SD = 11,4 ms; -1,78 µV, SD = 1,2 µV) auf. Die Auswertung nach
Abhängigkeit von Bewegungsparametern zeigte signifikant höhere
Amplituden der initialen zweigipfeligen Positivierung (Komponenten
P1 und P2) bei höherer Geschwindigkeit. Bezüglich Dauer und
Amplitude der Bewegung konnte keine Abhängigkeit identifiziert
werden. Potentiale nach dem Ende einer passiven Fingerbewegung
wurden in bislang keiner Arbeit beschrieben. Diese
Offset-Potentiale können objektiv nur nach Bewegungen mit einer
Länge von mindestens 150 ms untersucht werden und sind durch eine
Negativierung 45 ms nach Ende der Bewegung mit zwei negativen
Gipfeln bei 75 (N1)und 150 ms (N2) gekennzeichnet. Damit sind sie
ähnlich wie die Potentiale nach Beginn der Bewegung zweigipfelig
konfiguriert, jedoch entgegengesetzter Polarität. Es wurde eine
Abhängigkeit der Offset-Potentiale von der Amplitude der
vorhergehenden Bewegung gefunden. Insbesondere die Potentiale nach
dem Ende passiver Fingerbewegungen stellen ein noch weitgehend
unerforschtes Gebiet wissenschaftlicher neurophysiologischer
Untersuchungen dar und bedürfen daher weiterer Forschungsarbeit.

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