Immunhistologische Analyse der laminin-5-gamma-2 Kette in VIN III und im Plattenepithelkarzinom der Vulva unter Berücksichtigung der klinischen und histologischen Aspekte

Immunhistologische Analyse der laminin-5-gamma-2 Kette in VIN III und im Plattenepithelkarzinom der Vulva unter Berücksichtigung der klinischen und histologischen Aspekte

Beschreibung

vor 16 Jahren
Das Vulvakarzinom und seine Vorstufen sind seltene
Krankheitsbilder. Die operative Therapie ist Methode der Wahl beim
Vulvakarzinom. Sie ist allerdings mit hohen postoperativen
Komplikationen und psychosexuellen Problemen belastet. Probleme bei
der Behandlung von vulvären intraepithelialen Neoplasien stellen
vor allem die hohe Rezidivrate und das Risiko einer
Karzinomentstehung dar. So ist es sowohl für die Therapie des
Vulvakarzinoms als auch seiner Vorstufen wünschenswert,
verlässliche Parameter zu finden, die eine Aussage über den
wahrscheinlichen Verlauf der Krankheit erlauben und damit auch eine
individualisierte, risikoadaptierte Therapie ermöglichen können. In
der vorliegenden Arbeit sollten neben klinischen und histologischen
Merkmalen insbesondere der immunhistologische Nachweis der
laminin-5-gamma-2 Kette im Hinblick auf die Prognose der vulvären
intraepithelialen Neoplasie (VIN III) und des
Plattenepithelkarzinoms der Vulva untersucht werden. Der
immunhistochemische Nachweis der laminin-5-gamma-2 Kette wurde
gewählt, da für diesen Marker bisher keine Ergebnisse an tumorösen
Veränderungen der Vulva vorliegen. Die laminin-5-gamma-2 Kette wird
von invasiv wachsenden Zellen unterschiedlicher Tumoren im
Zytoplasma exprimiert (Adenokarzinome des Dickdarms, des Magens und
der Brust sowie Plattenepithelkarzinome der Zervix und der
Mundhöhle). Dabei konnte ein Zusammenhang zwischen einer
Überexprimierung der laminin-5-gamma-2 Kette und geringer
Gewebedifferenzierung, größerer Tiefeninfiltration, dem Auftreten
von Metastasen und einer schlechteren Überlebensprognose
nachgewiesen werden. Folgende Fragestellungen sollten bei den
Patientinnen mit VIN beurteilt werden: 1. Sind die bekannten
histologischen Parameter mit dem Auftreten von Rezidiven
assoziiert? 2. Ist der immunhistologische Marker laminin-5-gamma-2
mit den bekannten histologischen Parametern assoziiert? 3. Ist der
immunhistologische Marker laminin-5-gamma-2 mit dem Auftreten von
Rezidiven assoziiert? 4. Kann mit der immunhistologischen Anfärbung
der laminin-5-gamma-2 Kette die frühe Invasivität nachgewiesen
werden? Folgende Fragestellungen sollten bei Patientinnen mit
Plattenepithelkarzinom der Vulva bearbeitet werden: 1. Sind die
bekannten histologischen Parameter mit dem Lymphknotenbefall, dem
Auftreten von Rezidiven und dem Gesamtüberleben assoziiert? 2. Ist
der immunhistologische Marker laminin-5-gamma-2 mit den bekannten
histologischen Parametern assoziiert? 3. Ist der immunhistologische
Marker laminin-5-gamma-2 mit dem Lymphknotenbefall, dem Auftreten
von Rezidiven und dem Gesamtüberleben assoziiert? Nach einem
festgelegten Merkmalkatalog wurden die anamnestischen und
therapeutischen Daten aus den Krankenunteralgen der Patientinnen
entnommen. Die histologischen Parameter wurden anhand von
Hämatoxylin-Eosin gefärbten Großflächenschnitten erhoben. Für den
immunhistologischen Nachweis der laminin-5-gamma-2 Kette wurden die
Gewebeblöcke herausgesucht, um neue Schnitte anzufertigen, die mit
Hilfe der Avidin-Biotin-Komplex-Methode (ABC) und
3,3-Diaminobenzidintetrahydrochlorid (DAB) gefärbt wurden. Die
Auswertung erfolgte semiquantitativ mit Abschätzung des Anteils der
gefärbten Zellen an der Gesamtzahl der Tumorzellen in Prozent. Die
statistische Analyse erfolgte univariat durch Prüfung auf
Signifikanz mit dem χ2-Tests oder – wenn erforderlich – mit dem
exakten Test nach Fisher. Die Überlebenskurven (rezidivfreies
Überleben, Gesamtüberleben) wurden nach der Kaplan-Meier-Methode
errechnet und mit dem Log-Rank-Test auf signifikante Unterschiede
geprüft. Ein derartiger Unterschied wurde bei p-Werten kleiner 0,05
angenommen. Die retrospektive Studie umfasste zwei
Patientengruppen: • 88 Patientinnen mit VIN aus der Zeit von 1991
bis 2002 • 155 Patientinnen mit Plattenepithelkarzinom der Vulva
von 1987 bis 2002 Alle Patientinnen wurden im angegebenen Zeitraum
an der I. Frauenklinik der Universität München, Maistraße,
behandelt. Für die Patientinnen mit VIN zeigte nur das
histologische Merkmal „Entfernung in sano / non in sano“ einen
statistisch auffälligen Unterschied im rezidivfreien Überleben.
Alle anderen histologischen Merkmale, einschließlich des
immunhistologischen Nachweises der laminin-5-gamma-2 Expression,
zeigten keinen Zusammenhang mit der Häufigkeit von Rezidiven. Bei
den Patientinnen mit Plattenepithelkarzinom der Vulva korrelierten
folgende histologischen Merkmale statistisch auffällig mit Nachweis
von inguinalen Lymphknotenmetastasen: Infiltrationstiefe, Anzahl
der Mitosen, Differenzierungsgrad, Lymphangiosis carcinomatosa und
lokales Tumorstadium (pT). Der immunhistologische Nachweis der
laminin-5-gamma-2 Kette zeigte hingegen keine Assoziation zur
lymphatischen Metastasierung. Das lokale Tumorstadium (pT) und die
Entfernung in sano zeigten eine statistisch auffällige Korrelation
mit der Rezidivhäufigkeit: 100% Rezidive bei pT3 versus 34% bei pT1
und pT2. 60% Rezidive bei Entfernung non in sano versus 31% bei
Entfernung in sano. Neben diesen beiden Merkmalen zeigten auch die
Infiltrationstiefe und der Nachweis von inguinalen Metastasen einen
statistisch auffälligen Unterschied im rezidivfreien Überleben.
Karzinome, die laminin-5-gamma-2 exprimierten, zeigten sowohl
häufiger Rezidive als auch eine kürzere mittlere rezidivfreie Zeit.
Ein statistisch auffälliger Unterschied im Gesamtüberleben ließ
sich in Abhängigkeit von folgenden histologischen Merkmalen
nachweisen: Infiltrationstiefe, Grading, Lymphangiosis und
Hämangiosis carcinomatosa, lokales Tumorstadium (pT), inguinaler
Lymphknotenstatus sowie Karzinomentfernung im Gesunden.
Patientinnen, deren Karzinome laminin-5-gamma-2 exprimierten,
hatten ein deutlich schlechteres Gesamtüberleben gegenüber
Patientinnen, deren Karzinome keine Expression aufwiesen
(5-Jahresüberlebensrate 97% versus 68%). Weiter konnten folgende
Ergebnisse beobachtet werden: Laminin-5-gamma-2 war vor allem in
Tumorzellen an der Tumor-Stroma-Grenze positiv nachweisbar.
Karzinome mit ungünstigen histologischen Parametern
(Infiltrationstiefe > 1mm, G2 oder G3, Lymphangiosis und
Hämangiosis carcinomatosa) zeigten häufiger positive Ergebnisse für
die laminin-5-gamma-2 Färbung. Rezidive traten häufiger bei
laminin-5-gamma-2 exprimierenden Tumoren auf. Die Überlebenszeit
war kürzer bei Patientinnen, deren Vulvakarzinom laminin-5-gamma-2
exprimieren. Aus diesen zunächst univariat gewonnenen Ergebnissen
lassen sich folgende vorläufige Schlüsse ziehen: 1. der Nachweis
der laminin-5-gamma-2 Kette hat für die Prognose der vulvären
intraepithelialen Neoplasie keine Bedeutung. 2. Die Expression der
laminin-5-gamma-2 Kette scheint mit einem aggressiveren Tumortyp
und damit einer schlechteren Prognose des Vulvakarzinoms verbunden
zu sein. Das Ziel der vorliegenden Arbeit war zu überprüfen, welche
Bedeutung die immunhistologische Darstellung der laminin-5-gamma-2
Kette in der Prognose der vulvären intraepithelialen Neoplasie und
des Vulvakarzinoms hat. Auf Grund der hier gewonnenen univariaten
Ergebnisse scheinen weitere Untersuchungen mit multivariater
Analyse und an größeren Patientenkollektiven sicher sinnvoll. So
könnte in Zukunft vielleicht die immunhistologische Färbung mit dem
laminin-5-gamma-2 Antikörper zusammen mit histologischen
Untersuchungen eine genauere Einschätzung der Prognose erlauben und
zur individuellen, tumoradaptierten Therapie beitragen.

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