Beschreibung

vor 16 Jahren
Hypertonie und damit assoziierte Krankheiten sind in den
Industrienationen die Ursache von ca. 25% aller Todesfälle. Neben
der Hypertonie unklarer Genese (essentielle Hypertonie) sind eine
Reihe von erblichen Krankheiten bekannt, die zu Veränderungen des
Blutdruckverhaltens führen. Dabei kann sich entweder ein zu hoher
(Hypertonie), oder ein zu niedriger Blutdruck (Hypotonie)
ausbilden. Einige dieser Erbkrankheiten sind mit
Funktionsveränderungen des Amiloridsensitiven epithelialen
Natriumkanals (ENaC) verbunden. Wenn der ENaC in seiner Aktivität
gesteigert ist, kommt es zu vermehrter Na+-Rückresorption, Zunahme
des Blutvolumens und nachfolgend Hypertonie, wie es beim
Krankheitsbild des Liddle-Syndroms zu sehen ist. Ein teilweiser
oder auch totaler Funktionsverlust des Natriumkanals, der die
Ursache des Pseudohypoaldosteronismus Typ I ist, führt dagegen zu
einem mehr oder weniger stark ausgeprägten Salz- und Wasserverlust
über die Niere (und/oder andere NaCl-resorbierende Epithelien),
begleitendem Volumenmangel und nachfolgender Hypotonie. Bisher sind
16 Mutationen der für den ENaC codierenden Gene bekannt. Man
unterscheidet eine dominante von einer rezessiv vererbten Form des
PHA I. Die dominant vererbte Variante zeigt einen milderen Verlauf.
Die rezessive Form führt in den meisten Fällen bereits in der
ersten Lebenswoche zu massiver Hypotonie und lebensbedrohlichen
Elektrolyt-Verschiebungen. Unter der Hypothese, dass ein mutiertes
SCNN1A-Gen bereits in heterozygoter Ausprägung Auswirkungen auf den
Blutdruck der betroffenen Personen haben könnte, führten wir
Untersuchungen an 8 Probanden durch. Sie sind alle erstgradig mit 2
Indexpatienten verwandt, die an der rezessiven Form der Krankheit
leiden. In unseren Untersuchungen bestimmten wir den arteriellen
Blutdruck und verschiedene mit dem Krankheitsbild des PHA I in
spezifischer Weise korrelierte laborchemische Parameter. Außerdem
führten wir molekulargenetische Versuche durch, um den Genotyp der
8 Verwandten zu bestimmen. Es zeigte sich, dass 7 der 8
untersuchten Personen heterozygot bezüglich des mutierten Allels
sind, und nur eine einzige Verwandte homozygot gesund ist.
Hinsichtlich der Fragestellung, ob sich bei Heterozygoten
Unterschiede im Blutdruckverhalten oder in der Konzentration
bestimmter Elektrolyte sowie Hormone im Blut oder Urin im Vergleich
zur Normalbevölkerung zeigen, konnten wir auf Grund des sehr
kleinen Kollektivs nur qualitative, nicht jedoch statistisch
quantitative Aussagen machen. Dazu müssten weitere Untersuchungen
an einer größeren Anzahl von Personen durchgeführt werden. Das ist
jedoch auf Grund der großen Seltenheit dieser Krankheit sehr
schwierig. Unsere Versuche zeigten, dass die einzige homozygot
Gesunde unseres Kollektivs, die keine Mutation in ihrem ENaC-Gen
zeigte, die niedrigsten Blutdruckwerte aufwies. Das stand im
Widerspruch zu unseren Erwartungen, dass bereits ein mutiertes
Allel des ENaC den Blutdruck in Richtung hypotoner Werte verändern
kann. Die Heterozygoten hatten jedoch alle höhere, (nicht
niedrigere), Blutdruckwerte als die homozygot Gesunde. Ob dies ein
Zufallsbefund ist, oder ob es durch Faktoren erklärt werden kann,
die mit dem mutierten Allel des SCNN1A-Gens in Zusammenhang stehen,
müsste durch weiterreichende Forschung geklärt werden.

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