Neuropsychologische und neurophysiologische Untersuchungen bei Late Talkers im Quer- und Längsschnitt

Neuropsychologische und neurophysiologische Untersuchungen bei Late Talkers im Quer- und Längsschnitt

Beschreibung

vor 17 Jahren
Ziel der Studie war es, Aufschluss über die Prognose von sprachlich
verzögerten Kindern im Alter von 24 Monaten (sog. Late Talkers) zu
erhalten und Prädiktoren der sprachlichen Entwicklung zu
identifizieren. Damit soll eine bessere Früherkennung von Kindern
mit persistierenden Störungen der Sprachentwicklung ermöglicht und
diese von sprachlichen Normvarianten unterschieden werden.
Insgesamt 135 Kinder mit unterschiedlichen sprachlichen Fähigkeiten
(58 Late Talkers, 46 Kontrollkinder sowie 31 sprachlichen
Grenzfälle) wurden im Alter von 25 Monaten untersucht. 120 dieser
Kinder konnten mit 37 Monaten erneut getestet werden. Zusätzlich
erfolgte eine neurophysiologische Untersuchung mit einem
MMN-Paradigma an einer Teilstichprobe von 28 Late Talkers und 26
Kontrollkindern, um auditiv sensorische Gedächtnisprozesse über
eine Verlängerung der Interstimulusintervalle zu erfassen. Die
Auswertungen zeigen, dass sich Late Talkers von Kontrollkindern
nicht nur in sprachlichen, sondern auch in nichtsprachlichen und
psychosozialen Dimensionen unterscheiden. Ein Drittel der Late
Talkers zeigt mit drei Jahren eine völlig unauffällige
Sprachentwicklung, während bei je einem weiteren Drittel noch
sprachliche Schwächen bzw. eine spezifische Störung der
Sprachentwicklung vorliegen. Schlechtere Leistungen im
Sprachverständnis, eine geringere Schulbildung der Eltern, ein
altersgerechter, aber niedrigerer nonverbaler Entwicklungsstand
sowie externalisierende Verhaltensauffälligkeiten stehen in
Zusammenhang mit einer schlechteren Prognose. Beim Vorliegen dieser
Faktoren bei Late Talkers sollte eine frühe Förderung unbedingt
angeregt werden, da die Wahrscheinlichkeit des Aufholens eher
gering ist. Die Ergebnisse der neurophysiologischen Untersuchung
könnten auf schneller verblassende Gedächtnisspuren für auditive
Information bei den sprachlich verzögerten Kindern hindeuten und
somit die Hypothese gestörter auditiver Gedächtnisfähigkeiten als
pathogenetischen Faktor bestätigen. Außerdem scheinen spätere
Verarbeitungsprozesse für auditive Informationen bei den Late
Talkers auffällig. Für eine Früherkennung und Prognose im
Einzelfall sind neurophysiologische Daten derzeit allerdings noch
nicht nutzbar.

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