Entwicklung metabolischer und morphologischer Nebenwirkungen nach dem Wechsel von nukleosidischen auf nukleotidische Komponenten in der antiretroviralen Therapie bei HIV-positiven Patienten

Entwicklung metabolischer und morphologischer Nebenwirkungen nach dem Wechsel von nukleosidischen auf nukleotidische Komponenten in der antiretroviralen Therapie bei HIV-positiven Patienten

Beschreibung

vor 17 Jahren
Seit Einführung der HAART in die Behandlung der HIV-Infektion im
Jahr 1996, wodurch erstmals eine längerfristig effektive Behandlung
der Patienten ermöglicht wurde, richtete sich das Augenmerk der
Behandler immer mehr auf mögliche Langzeittoxizitäten der Therapie.
So werden wiederholt Nebenwirkungen wie Dyslipidämien,
Hyperlaktatämien bis zur Laktatazidose und Lipodystrophie
beschrieben. Diese wiederum ziehen weitere Risiken
kardiovaskulärer, akut-toxischer und die Adhärenz beeinflussender
Art nach sich. Ein verbreiteter Ansatz, solche Nebenwirkungen in
den Griff zu bekommen, ist ein Therapiewechsel unter Aussparung der
verursachenden Substanzen, ein so genannter Therapie-Switch.
Vorangegangene Studien hatten gezeigt, dass bei Behandlung mit
Tenofovir Nebenwirkungen wie erhöhte Serum-Lipidspiegel und
Hyperlaktatämien deutlich seltener auftreten als unter Therapie mit
anderen antiretroviralen Medikamenten. Zugleich war der Verdacht
verstärkter Nephrotoxizität durch Tenofovir aufgetreten. In dieser
Untersuchung sollte nun geklärt werden, ob sich metabolische und
morphologische Veränderungen, die auf Nebenwirkungen der HAART
zurückzuführen sind, nach Wechsel der auslösenden Komponenten der
antiretroviralen Therapie zurückbilden. Daneben sollte untersucht
werden, ob neue unerwünschte Wirkungen auftreten. Wir untersuchten
54 Patienten, deren Therapieregime die NRTIs Stavudin und/oder
Didanosin enthielt, über den Zeitraum eines Jahres, nachdem bei 43
von ihnen eines dieser beiden Medikamente gegen das NtRTI Tenofovir
ausgetauscht wurde. Die übrigen 11 Patienten behielten ihre stabile
HAART und dienten als Kontrollgruppe. Im Verlauf der Untersuchung
konnte bei gleich bleibender virologischer und immunologischer
Effektivität der Therapie bei den Patienten der Switch-Gruppe eine
signifikante Erniedrigung der Triglyzerid-, Cholesterin- und
Laktat-Spiegel beobachtet werden. Im gleichen Zeitraum stiegen die
Serum-Kreatinin-Spiegel der Patienten, die nun Tenofovir erhielten,
signifikant an, ohne dabei in pathologische Bereiche zu gelangen.
Des Weiteren wurde ein signifikanter Anstieg der
HbA1c-Konzentration ohne Anstieg der Blutglukose oder Abfall der
Insulinausschüttung beobachtet. Die Hautfaltendicke nahm in der
Switch-Gruppe nach 6 Monaten signifikant zu. Diese Ergebnisse
lassen darauf schließen, dass ein Therapiewechsel von Stavudin
und/oder Didanosin auf Tenofovir zu einer Verbesserung des
Lipidprofils, einer Abschwächung der eventuell vorhandenen
Hyperlaktatämie und Lipoatrophie führt. Der Behandler muss jedoch
die Nierenfunktion des Patienten langfristig im Auge behalten.

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