055 - Teil 2 der Atemtypenlehre mit Hildegard Ritter

055 - Teil 2 der Atemtypenlehre mit Hildegard Ritter

Hildegard Ritter ist Sängerin und Gesangspädagogin. Sie war unter anderem 7 Jahre am Würzburger Stadttheater als Mezzo-Sopran engagiert und hat dort alles zwischen Hänsel in „Hänsel und Gretel“ und der „Ortrud“ in Wagners „Lohengrin“...
35 Minuten

Beschreibung

vor 7 Jahren

Hildegard Ritter ist Sängerin und Gesangspädagogin. Sie war unter
anderem 7 Jahre am Würzburger Stadttheater als Mezzo-Sopran
engagiert und hat dort alles zwischen Hänsel in „Hänsel und
Gretel“ und der „Ortrud“ in Wagners „Lohengrin“ gesungen. Da sie
während ihrer Zeit in Würzburg eine Stimmkrise mit Hilfe der
Atemtypenlehre erfolgreich überwinden konnte, hat sie nach
Beendigung des Engagements durch Intendanzwechsel eine Ausbildung
zur Terlusollogin (Lehrerin für Atemtypenlehre) gemacht.


Seit dem Jahr 2000 ist sie in München als freiberufliche
Gesangsädagogin tätig – mit dem Spezialgebiet Terlusollogie (auch
unter dem Namen Atemtypenlehre nach Erich Wilk, Atemtypologie,
solar/lunar bekannt) – kombiniert mit Elementen aus der
funktionalen Stimmbildung nach Cornelius Reid. Diese beiden
Ansätze harmonieren sehr gut miteinander. Denn bei beiden
Konzepten geht es darum, die Rahmenbedingungen für eine
ökonomische Selbstorganisation zu schaffen – bei der
Atemtypenlehre die Selbstorganisation des Körpers – bei Reid, die
der Stimme.


Hildegard Maria Ritter ist Mitglied beim Bundesverband Deutscher
Gesangspädagogen und bildet sich regelmäßig über unterschiedliche
Gesangstechniken und die neuesten wissenschaftlichen Erkenntnisse
in der Stimmforschung fort. Sie tauscht sich regelmäßig mit
FachkollegInnen (SängerInnen und LogopädInnen) praktisch und
theoretisch über das Thema Atemtypen aus.


Sie arbeitet fast ausschließlich im Einzelunterricht/bzw.
Coaching mit Erwachsenen. Sehr gute Erfahrungen hat sie auch im
Atemtyp-Coaching von Instrumental-Musikern. Dabei wird die
Haltung am Instrument dem Atemtyp angepasst (Gelenkstellungen,
Fingerbewegung) – sowie wenn nötig die Atemtechnik, Zungen- und
Lippenarbeit korrigiert.


Die Atemtypenlehre/Terlusollogie ist keine Gesangstechnik und
kann auch nicht als Ersatz für eine solche verwendet werden! Sie
ist eine Möglichkeit, den Menschen in seiner Individualität
umfassend wahrzunehmen und ihn zu unterstützen, alles auf seine
ganz eigene Weise zu tun. Es gibt also nicht „die eine richtige
Art zu atmen“ oder „die eine richtige aufrechte Haltung“ oder
„die richtige Stütze, Kieferöffnung, Zungenposition,
Lippenarbeit“ etc.. Die Lehre arbeitet mit der Erkenntnis dass
nicht für alle Menschen der gleiche Ansatz gut und richtig ist,
sondern dass es zwei „Grundmodelle“ gibt, an denen sie sich
orientiert.


Das Konzept:


In den 30er bis 50er Jahren des letzten Jahrhunderts hat der
Musiker Erich Wilk durch intensive Beobachtung von Menschen im
Alltag, im Sport und in der Kunst festgestellt, dass es zwei
verschiedene Typen zu geben scheint, die sich grundlegend in
Atmung, Bewegung und Haltung unterscheiden. Seiner Beobachtung
nach prägt der Sonnen- und Mondstand zum Geburtszeitpunkt den
Atemtyp, der dann ein Leben lang bestehen bleibt.


Daher auch der heutige Name der Lehre: Terlusollogie ist
zusammengesetzt aus den lateinischen Wörtern für Erde – Terra,
Mond - Luna und Sonne – Sol – plus „logie“ für Lehre. Es steht
für die Beschreibung des Einwirkens von Sonnen- und Mondkraft auf
das irdische Leben.


Trotz dieses esoterisch anmutenden Ansatzes ist die
Atemtypenlehre eine pragmatische und körperbezogene Arbeit. Dabei
ist es – wie bei anderen Methoden auch – wichtig, dass der Lehrer
ein klares gesangspädagogisches Konzept verfolgt, über das nötige
Wissen im seinem Fachbereich, pädagogisches Talent sowie ein
gutes Ohr und Auge hat, um Unstimmigkeiten wahrzunehmen bzw.
Stärken entsprechend fördern zu können – und natürlich Erfahrung
in dem Genre, in dem er unterrichtet.


Es geht immer um die gleichen Themen und Ziele: Ruhige,
geräuschlose Atmung, Fähigkeit der reflektorischen Atemergänzung,
Stimmbandschluss, Toneinsatz und Absatz, Stimmsitz,
Stützfunktion, Vokal- und Konsonantenartikulation,
Vokalausgleich, Registerausgleich, Legato, Beweglichkeit und
Kraft der Stimme, usw., Entwicklung des vollen Stimmumfangs,
musikalische Parameter, Bühnenpräsenz, Ausdruck, Abbau von
Blockaden, Überwindung von Grenzen, Vertrauen in die eigenen
Fähigkeiten, Übekompetenz, etc. etc.


Der einzige Unterschied ist, dass die Atemtypenlehre zwei
unterschiedliche “ideale Körperbalancen” zwischen Atem, Haltung
und Bewegung, zwischen Erdungs- und Aufrichtungskraft anbietet,
die sich auf die genannten Parameter bis in die Feinmotorik
hinein subtil aber entscheidend auswirken – sie unterstützen oder
eben auch stören können.


Die Atemtypenlehre unterscheidet den sogenannten „Einatmer“
(lunarer Typ) und den sogenannten „Ausatmer“ (solarer Typ).
Selbstverständlich atmen beide ein und aus und sprechen bzw.
singen natürlich auch während des Ausatemvorgangs. Beide nutzen
bei der Stimmgebung eine Beibehaltung der Einatemtendenz als
„Stütze“ und zwischen den Phrasen reflektorisch. Beide sollen
insgesamt wenig Luft verbrauchen und einen langen Atem haben.


Aber bedingt durch die jeweils andere Körperblance ist auch das
Timing von Atmung und Stimmeinsatz, die Pausen, die Gewichtung
der Atemphasen, die Nutzung der Atemräume und der Stützkraft
unterschiedlich, weil einfach andere Muskelketten wirksam werden,
wenn ich anders stehe. Wenn die atemtypabhängige Körperbalance
stimmig ist, wird die Arbeit an allen anderen Parametern günstig
beeinflusst. Sie  wird leichter und selbstverständlicher,
und der Aufwand für die Stimmproduktion wird spürbar geringer –
es kann dann mehr um Zulassen/Geschehen lassen gehen. Umgekehrt,
wenn sie nicht stimmt, wirkt sich das erschwerend auf die
Feinjustierung aus – und man kommt mehr ins „Machen“.


Das Ziel der Atemtypenlehre ist es, dem Schüler/Klienten seine
Atemkraft und die damit zusammenhängende Ordnung und Balance
zwischen Erdung und Aufrichtung bewusst zu machen, damit er sie
sich zunutze machen kann. Er soll die Wahl haben, die
Auswirkungen unterschiedlicher Möglichkeiten, als belebend oder
störend zu erfahren und sich bewusst für die Variante zu
entscheiden, die seinem Körper gut tut – oder Varianten zu
vermeiden, die freie Entfaltung verhindern.


Das ist eine sehr befriedigende aber nicht immer leichte Arbeit.
Man muss bereit sein, anzuerkennen, dass andere Menschen völlig
anders funktionieren als man selbst, und dass man vieles, was man
gelernt hat, immer wieder in Frage stellen oder neu bewerten und
einordnen muss.


Lieblings-Ressource:


Ich schaue mir viele youtube-Videos zur Analyse des Atemtyps von
Sängern, Schauspielern, Musikern und Sportlern an.


Beste Buchempfehlung:


Buch Nr. 1: Yoga und Atemtypen, Anna Trökes und
Margarethe Seyd – gute Beschreibung der beiden Atemtypen, mit
Übungen zur Selbstwahrnehmung – allerdings sehr auf Haltungen –
vor allem natürlich auch auf die Ausführung von Yoga-Stellungen
bezogen


Buch Nr. 2: Die Stimme von Dr. Bernhard Richter
(HNO Arzt und Sänger) – ein aktuelles Buch, das einen ganz guten
Überblick über alle Aspekte zum Thema
Stimme/Gesang/Gesangspädagogik gibt


Welches Buch liest Hildegard Ritter gerade?


Ganz altes Buch aus dem Jahr 1976 – aber wie ich finde
hochaktuell:


Erich Fromm: Haben oder Sein. Das Buch
beschreibt den Unterschied zwischen diesen beiden Begriffe in der
alltäglichen Erfahrung in Bezug auf Lernen, Erinnern, Gespräch,
Lesen, Ausübung von Autorität, Wissen, Glaube und Liebe.


Ihr Leitsatz:


Ja, der steht auch auf meiner Homepage:


Die menschliche Stimme ist das faszinierendste, vielseitigste und
ursprünglichste Musikinstrument – der Sänger ist gleichzeitig
sein Baumeister und sein Spieler. Ich bin immer wieder erstaunt,
wie unterschiedlich menschliche Stimmen klingen können und wie
unterschiedlich die Schlüssel sein müssen, mit denen man sie
erschließen kann.


Kontaktdaten:


Hildegard Maria Ritter


Am See 39


85540  Haar


Tel. 089 4311387


Mobil 0049 177 8895115


E-Mail: hildegardmaria.ritter@web.de


Homepage: www.gesangsunterricht-atemtypen-muenchen.de


 

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