3-4 Der Zauberlehrling und die Gentechnik - mit dem Soziologen Ortwin Renn

3-4 Der Zauberlehrling und die Gentechnik - mit dem Soziologen Ortwin Renn

Warum lehnen viele Menschen Gentechnik ab? Der Soziologe Ortwin Renn vermutet dahinter die Sorge, dass die Natur sich für unsere anmaßenden Eingriffe eines Tages rächen könnte. Der Mensch kann ja schließlich nicht einfach ohne Konsequenzen in die Schöpfun
33 Minuten

Beschreibung

vor 1 Monat

Warum lehnen viele Menschen Gentechnik ab? Der Soziologe Ortwin
Renn vermutet dahinter die Sorge, dass die Natur sich für unsere
anmaßenden Eingriffe eines Tages rächen könnte. Der Mensch kann
ja schließlich nicht einfach ohne Konsequenzen in die Schöpfung
eingreifen. Oder doch?


Zu hören:



Ortwin Renn, Technik- und Umweltsoziologe am
Forschungsinstitut für Nachhaltigkeit am Helmholtz Zentrum
Potsdam

Die Folge in 10 Punkten:

Gentechnik als Projektionsfläche für
Modernisierungsängste
Die Ablehnung von Gentechnik im
deutschsprachigen Raum hat laut Soziologie-Professor Ortwin Renn
tiefere Ursachen. Viele Menschen befürchten, dass die Natur sich
für unsere Eingriffe eines Tages rächen könnte.
Dahinter steckt die Sorge, dass der Mensch in seiner
Hybris zu weit geht, wenn er in die Schöpfung
eingreift.
  Ein Grund für die Skepsis gegenüber Gentechnik liegt darin,
dass der Nutzen für Verbraucher oft
unklar ist. Während gentechnisch veränderte
Pflanzen für Landwirte durchaus Vorteile bieten können, sehen viele
Konsumenten keinen direkten Mehrwert für sich
selbst. Zudem wecken Anwendungen wie herbizidresistente Pflanzen
zusätzliche Bedenken.
  Um die wachsende Weltbevölkerung zu
ernähren und gleichzeitig nachhaltig zu
wirtschaften, braucht es laut Renn sowohl moderne Technologien als
auch Änderungen im Konsumverhalten. Eine
Kreislaufwirtschaft sei ohne Digitalisierung nicht denkbar.
Gleichzeitig könnte eine Reduktion des Fleischkonsums den
Flächenverbrauch deutlich reduzieren.
 ️ Der Klimawandel und seine spürbaren Folgen
könnten die Akzeptanz für neue Züchtungsmethoden
erhöhen. Wenn gentechnisch veränderte Pflanzen beispielsweise
weniger Wasser benötigen oder Stickstoff aus der Luft binden
können, sehen auch manche Kritiker deren Potenzial für eine
nachhaltigere Landwirtschaft. ️
  Im deutschsprachigen Raum ist die
Gentechnik-Skepsis besonders ausgeprägt. Renn
führt dies unter anderem auf ein historisch bedingtes
romantisches Verhältnis zur Natur zurück. In den
letzten Jahrzehnten konzentrierte man sich stark auf
gefühlte Risiken wie Atomkraft oder Gentechnik, da
es an echten Bedrohungen mangelte. ️
  Die Ablehnung von
Großkonzernen spielt in der Gentechnik-Debatte
eine wichtige Rolle. Viele Menschen befürchten eine zu starke
Abhängigkeit der Landwirte von Konzernen wie
Monsanto. Regionale und ökologische Landwirtschaft genießt hingegen
oft mehr Vertrauen.
  Im medizinischen Bereich stößt der Einsatz
von Gentechnik auf deutlich mehr Zustimmung als in
der Landwirtschaft. Hier überwiegt für viele der Nutzen, etwa wenn
es um die Behandlung schwerer Krankheiten geht. Auch die
Entwicklung neuer Medikamente und Impfstoffe wird positiver
gesehen.
  Besonders umstritten ist die Anwendung von
Gentechnik in der Tierzucht. Über 90 Prozent der
Menschen lehnen gentechnische Eingriffe bei Nutztieren ab. Hier
verbinden sich ethische Bedenken mit einem
generellen Unbehagen gegenüber den Bedingungen in der modernen
Massentierhaltung.
  Die romantische Vorstellung von
Landwirtschaft prägt nach wie vor das Bild vieler Menschen. In der
Werbung sieht man oft idyllische Szenen, die wenig
mit der Realität zu tun haben. Gentechnik wirkt hier wie ein
Eindringling, der die vermeintliche Harmonie
zwischen Mensch und Natur stört.
  Um die Akzeptanz für Gentechnik zu erhöhen,
braucht es laut Renn eine neue Erzählung. Diese
müsse zeigen, dass eine nachhaltige und naturnahe Landwirtschaft
durchaus mit modernen Technologien vereinbar ist.
Entscheidend sei, dass die Anwendungen transparent sind und einen
klaren Nutzen für Mensch und Umwelt bieten.

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