„Wer nicht lügen kann, weiß nicht, was Wahrheit ist“

„Wer nicht lügen kann, weiß nicht, was Wahrheit ist“

26 Minuten

Beschreibung

vor 3 Jahren
Darf man lügen – und wenn ja, wie oft? Was wie der Titel eines
neuen Buches von Richard David Precht klingt, ist in Wirklichkeit
die Frage, die Abendblatt-Chefredakteur Lars Haider und Dieter
Lenzen, den Präsidenten der Universität Hamburg, in der neuen Folge
ihres gemeinsamen Podcasts „Wie jetzt?“ beschäftigt. „Eins ist
sicher: Dass früher Lügen sehr hart bestraft wurden, lag einzig und
allein daran, dass die Macht eines Herrschenden bedroht war, wenn
seine Untergebenen ihm nicht die Wahrheit sagten“, so Lenzen. Heute
sei es zum Teil umgekehrt. Es würden Lügen durch Herrschende in
bestimmten Ländern sogar „positiv sanktioniert, aber leider nur
ihre eigenen“. Lügen seien so oder so ein Medium, um Macht zu
sichern, das sei der eine Bereich. Ein anderer „sind Lügen, um
Waren und Güter besser verkaufen zu können“. Und dann gibt es
natürlich noch Lügen, von denen man sich soziale Vorteile erhoffe,
etwa, wenn man auf bestimmten Internetseiten nicht direkt das
richtige Alter, die richtige Größe oder den echten Beruf angebe.
Lenzen: „Friedrich Nietzsche, der große Philosoph, hat zu dem Thema
einen ebenso großen Satz geprägt: „Wer nicht lügen kann, weiß
nicht, was Wahrheit ist.““ Ein Mensch, der, aus welchen Gründen
auch immer, nicht in der Lage wäre zu lügen, wäre nicht
überlebensfähig. Es komme hinzu, so Haider, dass man bei vielen
Aussagen oft nicht wissen könne, ob sie sich irgendwann nicht doch
als falsch herausstellen – ein Problem, vor dem Journalisten und
Wissenschaftler gleichermaßen stehen. „Wir als Wissenschaft sind im
engsten Sinne für Wahrheit zuständig, und zwar Wahrheit im Sinne
von Gewissheit“, sagt Lenzen. Wobei man diesen Anspruch über einen
Umweg einlösen müsse: „Wir können nicht sagen, was wahr ist,
sondern nur, was nicht wahr ist.“ Das komplette Gespräch hören Sie
unter www.abendblatt.de/podcast.

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