Die Freiheit der Bits

Die Freiheit der Bits

...und die Unmöglichkeit "geistigen Eigentums"
3 Stunden 2 Minuten

Beschreibung

vor 23 Jahren
Die Philosophie des "free flow of information" ermöglicht heute
über das Internet nicht nur den Zugriff auf Informationen, sondern
auch auf Anordnungen von Bits, die von Juristen mitunter als
"Produkte" bezeichnet werden. Aus einem harmloss Fluss von Bits
quer die Datenwege rauf oder runter wird dann auf einmal ein
"Diebstahl geistigen Eigentums". Wenn Bits sich vermehren, ist das
für die Juristen kein Sex, sondern an ein Verstoss gegen das
Urheberrechtsgesetz. Dank Komprimierungsverfahren wie MP3,
Distributions- und Übertragungstechniken, Suchmaschinen und
Kulturdurst flutscht es mittlerweile gewaltig: nicht nur Software,
sondern auch Musik und anllählich auch Filmdateien werden munter im
Netz verteilt und quer durch die Welt geschickt. Die Diskussion
über den Wegfall der Kontrolloption für nicht-materielle Güter ist
zwar bereits in vollem Gange, momentan allerdings dominiert durch
diejenigen, die Ihre Geschäftsmodelle den (Daten-)bach runtergehen
sehen: die Musik-Industrie z.B., allen voran die CD-Presser, der
Bundesverband der phonographischen Industrie und Smudo von den
Fanatischen Vier. Ihrem Katzengejammer wollen wir im Chaosradio
diesmal nicht wirklich Gehör schenken. Unser Ansatz geht vielmehr
davon aus, daß nicht nur das Zeitalter der Kontrolle von
nicht-materiellen Gütern (also Anordnungen von Bits) vorbei ist,
sondern auch das Zeitalter des "geistigen Eigentums". Wir wollen
das auch nicht mehr: dieser dauernde Diebstahl aus dem kollektiven
Unterbewusstsein und dem öffentlichen Raum der Ideen und Gedanken.
Also machen wir uns mal ans Werk: geistiges Eigentum? Urheberrecht?
Patentgesetze? Copyright? Lizenzgebühren? Können wir diesen Unsinn
unter der Überschrift "Evolutionär überholt" auf den Müllhaufen der
Geschichte werfen?! Oder ist irgendetwas davon noch zu gebrauchen?
Nehmen wir mal an, wir entsorgen die bestehenden Regelungen
komplett und rückstandsfrei. Was bleibt? Künstler, Autoren,
Musiker, Filmemacher, Wissenschaftler und viele andere sind
kreativ. Haben Ideen, Gedanken, lustige Melodien,
Forschungsergebnisse und sonstige Anordnungen von Information, in
denen echte Arbeit steckt. Und die muss irgendwie bezahlt werden.
Bruce Schneier, weltbekannter Kryptologe und Autor von "Applied
Cryptography" hat sich etwas ausgedacht: das Street Performer
Protocol http://www.counterpane.com/street_performer.html . Ein
Finanzierungsmodell, das Künstlerfinanzierung durch eine Art
Vorab-Börse lösen soll. Aber vielleicht gibt es auch noch ganz
andere Ideen? Im Chaosradio 53 wollen wir streiten: über die
Abschaffung des "geistigen Eigentums", die Sinnhaftigkeit von
Urheberrechten, der Blockade von Entwicklungen durch Patente und
alternative Modelle, Kultur und Wissenschaft zu finanzieren. Auch
über den Islam wird zu sprechen sein: dort ist nicht nur das Zahlen
von Lizenzgebühren, sondern auch die Deklarierung von
nicht-materiellen Gütern als Produkte verboten; Copyright und
ähnliches schlicht nicht akzeptiert.
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