KI-Forscherin Katharina Zweig: "Jeder sollte Programmieren lernen"

KI-Forscherin Katharina Zweig: "Jeder sollte Programmieren lernen"

Handelsblatt Disrupt vom 17.12.2021
46 Minuten

Beschreibung

vor 2 Jahren
Ob beim Online-Shopping, bei Recherchen oder der Kommunikation mit
Freunden: Internetnutzer hinterlassen überall im Netz Unmengen an
Daten. Tech-Konzerne analysieren diese Daten mithilfe Künstlicher
Intelligenz (KI), um ihre Kunden besser zu verstehen, ihre Angebote
zu optimieren oder um ihnen passgenaue Werbung einzuspielen. Und je
mehr Daten diese Konzerne haben, desto besser verstehen sie ihre
Kunden. Das muss sich ändern, findet jedenfalls die Informatikerin
Katharina Zweig von der TU Kaiserslautern. Im Podcast Handelsblatt
Disrupt fordert sie im Gespräch mit Handelsblatt-Chefredakteur
Sebastian Matthes einen radikalen Schritt: Tech-Konzerne sollten
die Daten ihrer Nutzer nicht mehr speichern und nach Belieben
verwenden dürfen. Stattdessen sollen Facebook, Amazon und Google
die Daten ihrer Nutzer künftig auf speziellen,
unternehmensunabhängigen Plattformen ablegen, sogenannten „Data
Trust Centers“. Die Nutzer wiederum erlauben den Tech-Konzernen
dann die Analyse und Weiterverarbeitung ihrer Daten. Wenn Konzerne
wie Facebook, Amazon und Google die Daten etwa für
Produktempfehlungen nutzen wollen, müssen die Inhaber zustimmen.
„Die KI kommt nur vorbei und lernt aus den Daten“, sagt Zweig. Die
Inhaber könnten ihre Zustimmung jederzeit ändern oder zurückziehen.
**„Monopole werden aufgebrochen“** Das sei laut Zweig eine echte
„Demokratisierung von Daten“. Dadurch erlangen nicht nur die Nutzer
die Kontrolle über ihre Daten zurück. Diese unabhängigen
Daten-Sammelstellen würden laut Zweig auch Innovationen antreiben,
die Nutzer könnten auch kleineren Unternehmen Zugriff auf ihre
Daten erlauben – kleineren Online-Shops zum Beispiel, die bislang
wenig über ihr Einkaufsverhalten wissen. Dadurch würden „die
Monopole der Tech-Konzerne aufgebrochen und neue Geschäftsmodelle
entstehen“, sagt Zweig. Diese Form der Daten-Demokratisierung habe
laut Zweig auch das Potenzial, Bildung und Medizin zu
revolutionieren: Wenn KI mithilfe anonymisierter Daten neue
Lehrmethoden für Kinder oder durch medizinische Studien bessere
Behandlungsmöglichkeiten schaffe, sei das ein großer Gewinn. Zur
Finanzierung dieser neuen Daten-Sammelstellen fordert Zweig einen
Europäischen Forschungsfonds. Neben persönlichen Daten beschäftigt
sich Zweig mit der Nutzung industrieller Daten. Diese seien gerade
im Industrieland Deutschland massenhaft vorhanden. Nun müssten sie
zum Einsatz kommen – etwa in Fabriken, um Produktionsabläufe zu
beschleunigen und Fehler frühzeitig zu erkennen. Die oft
formulierte Sorge, dass KI Millionen Jobs vernichte, hat Zweig
indes nicht. Wenn neue Technologien entwickelt würden, bei denen
mehr KI zum Einsatz komme, würden die Produktionskosten und damit
der Preis sinken. Dadurch könnten teurere Produkte entstehen, für
deren Herstellung mehr Arbeitsplätze gebraucht würden. „Denn
sichtbar menschliche Handarbeit ist Geld wert und ein
Statussymbol.“ Seit 20 Jahren informiert Zweig in Büchern und
Artikeln sowie als Beraterin von Ministerien und Kommissionen über
die ethischen, politischen und gesellschaftlichen Implikationen von
KI. Zugleich ist sie Mitglied im Herausgeberbeirat des
Handelsblatts. *** Haben Sie Fragen, Kritik oder Anregungen? Dann
treten Sie unserer Handelsblatt Disrupt LinkedIn-Gruppe bei und
schreiben Sie uns unter: https://www.linkedin.com/groups/8836249/.
Sie können Sebastian Matthes und Larissa Holzki aber auch direkt
kontaktieren: Mail an an: matthes@handelsblatt.com und
holzki@handelsblatt.com. *** Das exklusive Abo-Angebot für Sie als
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