Podcaster
Episoden
04.12.2025
46 Minuten
Der gefährlichste Irrtum über Datenschutz ist vielleicht der
Glaube, es handle sich um ein Verhinderungsrecht. Dabei ist es
ein Freiheitsrecht – oder genauer: eine infrastrukturelle
Voraussetzung für Freiheit in digitalen Gesellschaften. Marit
Hansen, Landesbeauftragte für Datenschutz in Schleswig-Holstein,
macht das deutlich, ohne in normativen Pathos zu verfallen. Sie
spricht präzise über Machtasymmetrien zwischen Individuen und
Behörden oder Konzernen – und über den Anspruch, diese
auszugleichen.
Im Zentrum ihrer Argumentation steht nicht die Empörung über
Überwachung, sondern die Forderung nach Selbstbestimmung. Das
klingt nüchtern, ist aber radikal. Denn wer Selbstbestimmung
will, muss die Systeme verstehen, die Entscheidungen über uns
treffen. Besonders dann, wenn diese Systeme auf Künstlicher
Intelligenz basieren, die ihrerseits vergangene Verzerrungen
perpetuieren und verstärken kann.
Marits Plädoyer: Machtkontrolle beginnt bei den Daten, die noch
gar nicht existieren – und bei der Architektur, mit der sie
erhoben und verarbeitet werden. Wer hier auf Sorgfalt setzt,
nicht auf blinden Fortschrittsglauben, betreibt keine
Technikfeindlichkeit, sondern schützt die Grundlage
demokratischer Souveränität. Dazu gehört auch, wie Michael Carl
zugespitzt formuliert, ein „Planspiel der Abhängigkeiten“: Was
passiert, wenn Cloud-Dienste ausfallen oder politische
Entscheidungen Zugriff auf unsere Systeme erzwingen?
Datenschutz wird in dieser Perspektive zur Verteidigungslinie der
Freiheit – nicht gegen Technik, sondern gegen ihre unreflektierte
Anwendung.
Informationen zur Open-Source-Strategie des Landes
Schleswig-Holstein:
https://www.schleswig-holstein.de/DE/landesregierung/themen/digitalisierung/linux-plus1
Zu Gast:
Dr. h.c. Marit Hansen, Landesbeauftragte für Datenschutz und
Informationsfreiheit Schleswig-Holstein
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Mentioned in this episode:
The Elephant Festival 2026 – Jetzt Ticket
sichern!
13. Januar 2026, Leipzig. Wir bringen Menschen zusammen, die
Verantwortung tragen – für Unternehmen, für Ideen, für
Entwicklung. “The Elephant” ist kein klassischer Kongress. Es ist
ein Festival. Für Haltung, Inspiration und echte Veränderung.
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The Elephant Festival 2026
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27.11.2025
42 Minuten
In der Podcastreihe „Globale Zukünfte“ fragt Michael, ob es Orte
auf der Welt gibt, von denen aus sich die großen Krisen unserer
Zeit – Klima, Politik, Gesellschaft – neu denken lassen. Fünf
Länder auf fünf Kontinenten sollten dafür den Blick weiten. Die
letzte Station führt nach Botswana: ein Land, das viele kaum
verorten können – und das gerade deshalb überrascht.
Botswana wirkt wie ein afrikanisches Paradox. Gesprächspartner
Thilo Schöne, Leiter der Friedrich-Ebert-Stiftung in Gaborone,
beschreibt ein Land, das sich aus bitterer Armut heraus zu
Stabilität und relativer Wohlhabenheit manövriert hat – ohne den
typischen „Ressourcenfluch“ zu erliegen. Diamanten wurden hier
nicht zum Motor von Korruption und Oligarchie, sondern zur
Grundlage von Infrastruktur, Bildung und öffentlicher Versorgung.
Ein Staatsfonds nach norwegischem Vorbild, ein klug verhandeltes
50-50-Modell mit De Beers und eine politische Elite der ersten
Generation, die Entwicklung vor Selbstbereicherung stellte, haben
ein seltenes Fenster geöffnet: Rohstoffreichtum als
gesellschaftlicher Gewinn.
Dieser Erfolg ruht jedoch auf einer zweiten, tieferen Säule:
einer demokratischen Kultur, die älter ist als die koloniale
Moderne. Konsenssuche, lokale Versammlungen, Machtteilung
zwischen Chiefs und Räten – Botswanas politische Tradition hat
demokratische Elemente hervorgebracht, bevor Demokratie zum
Exportbegriff wurde. Streit wird hier nicht als Sieg der Mehrheit
über eine Minderheit gedacht, sondern als gemeinsames „talk it
out“ bis eine Lösung tragfähig ist. Das Ergebnis ist ein Land,
das nach außen ruhig wirkt: wenig Aggression im öffentlichen
Raum, hohe Toleranz im politischen Wettbewerb, eine fast
unaufgeregte Normalität des Zusammenlebens.
Gleichzeitig steht Botswana heute an einer Schwelle. Die
Abhängigkeit von Diamanten wird zur gefährlichen Einseitigkeit,
seit der Weltmarkt schwächelt. Vor allem junge Menschen spüren
das als Zukunftskrise: „Jobs, Jobs, Jobs“ ist der Ruf einer
Generation, die auf Teilhabe wartet. Arbeitslosigkeit,
Perspektivlosigkeit und ein wachsender Frust, der sich nicht in
Straßenprotesten entlädt, sondern nach innen kippt – in
Depression, Alkoholismus, Gewalt. Hinter dem Bild des „Juwels“
liegen Wunden, die lange übersehen wurden. Gerade hier wird
Zukunft zur Frage, ob das Land seine eigene Erfolgsgeschichte
modernisieren kann.
Botswana ist damit kein idyllischer Ausnahmefall, sondern ein
Lernraum. Ein Land, das zeigt, dass demokratischer Fortschritt
möglich ist – und dass Stabilität immer wieder neu erfunden
werden muss. Die Bereitschaft zur Reform, die neue Regierung und
starke zivilgesellschaftliche Kräfte jetzt sichtbar machen, wirkt
wie ein Angebot an uns alle: Institutionen nicht nur zu
verteidigen, sondern mutig zu erneuern, bevor sie brüchig werden.
Zu Gast:
Thilo Schöne, Leiter der Friedrich-Ebert-Stiftung Botswana
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The Elephant Festival 2026 – Jetzt Ticket
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13. Januar 2026, Leipzig. Wir bringen Menschen zusammen, die
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Entwicklung. “The Elephant” ist kein klassischer Kongress. Es ist
ein Festival. Für Haltung, Inspiration und echte Veränderung.
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20.11.2025
41 Minuten
In der neuen Podcastreihe „Globale Zukünfte“ fragt Michael, ob es
Orte auf der Welt gibt, von denen aus sich die großen Krisen
unserer Zeit – Klima, Politik, Gesellschaft – neu denken lassen.
Fünf Länder auf fünf Kontinenten sollen dafür den Blick weiten.
Die vierte Etappe führt nach Indien: groß im Maßstab, komplex in
seiner Wirklichkeit, und näher an unseren Zukunftsfragen, als man
auf den ersten Blick vermutet.
Ein Land, das sich nie als geschlossene Einheit verstand, ringt
heute mit seiner eigenen Vielschichtigkeit. Gesprächspartner
Manuel Vermeer zeichnet Indien als Subkontinent voller
Spannungen: ein Demokratieriese, der gleichzeitig in alten
sozialen Hierarchien gefangen bleibt; ein wirtschaftlicher
Aufsteiger, der Hunger und Bildungsnot noch immer nicht
überwunden hat. Moderne Apps erreichen hunderte Millionen
Menschen – doch nur wenige Schritte weiter ringt ein Kind um das
Nötigste. Zukunft und Vergangenheit liegen hier so dicht
beieinander wie nirgendwo sonst.
Gleichzeitig lebt Indien von einer tief verwurzelten Dynamik:
Vielfalt ist Alltag, nicht Ausnahme. Religionen, Sprachen,
Kulturen – sie stehen nicht nebeneinander, sondern ineinander.
Konflikte gibt es, doch bemerkenswert selten entladen sie sich in
jener Härte, die wir aus anderen Weltregionen kennen.
Unterschiedlichkeit wird nicht bekämpft, sondern ausgehalten –
und bildet damit ein Fundament für eine Gesellschaft, die
Veränderung nicht fürchtet.
Indien bleibt ein Ort der Möglichkeiten – nicht trotz, sondern
wegen seiner Widersprüche. Die junge Bevölkerung drängt nach
vorne, Gründergeist ist allgegenwärtig, und die Überzeugung, dass
Zukunft gestaltbar ist, trägt weiter als jede
wirtschaftspolitische Strategie. Doch wer genauer hinschaut,
erkennt: Auch in Indien liegen die globalen Konflikte offen – sie
zeigen sich nur in anderer Gestalt.
Zu Gast:
Dr. Manuel Vermeer, Asienstudien, Berater und Autor
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13. Januar 2026, Leipzig. Wir bringen Menschen zusammen, die
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Entwicklung. “The Elephant” ist kein klassischer Kongress. Es ist
ein Festival. Für Haltung, Inspiration und echte Veränderung.
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13.11.2025
39 Minuten
In der Podcastreihe „Globale Zukünfte“ fragt Michael, ob es Orte
auf der Welt gibt, von denen aus sich die großen Krisen unserer
Zeit – Klima, Politik, Gesellschaft – neu denken lassen. Fünf
Länder auf fünf Kontinenten sollen dafür den Blick weiten. Nach
Neuseeland und Estland führt die dritte Etappe der Reise an das
sprichwörtliche Ende der Welt: nach Chile.
Ein Land, das in seiner Länge von Finnland bis Spanien reichen
könnte, doch im Durchschnitt nur 120 Kilometer breit ist – und
ebenso schmal scheint manchmal der Grat zwischen Hoffnung und
Ernüchterung. Gesprächspartnerin Gitte Cullmann, Leiterin der
Heinrich-Böll-Stiftung in Santiago de Chile, beschreibt ein Land
voller Gegensätze: stabil und unruhig zugleich, von ungeheurer
Energie und tiefen Widersprüchen durchzogen.
Chile ist ein Land im Dauerzustand der Transformation. Nach den
gewaltigen Protesten von 2019, den sogenannten Estallido
Social, träumte die Gesellschaft von einem neuen
Gesellschaftsvertrag. Zwei Anläufe für eine neue Verfassung –
einer progressiv, einer konservativ – scheiterten. Der Wille zur
Veränderung ist groß, die Angst davor ebenso. Zwischen
neoliberaler Tradition und sozialer Erneuerung tastet sich das
Land an ein neues Gleichgewicht heran.
Hinter der Fassade wirtschaftlicher Stärke verbirgt sich eine der
größten sozialen Ungleichheiten im OECD-Raum. Renten, Bildung,
Gesundheit – alles ist privatisiert. Wer es sich nicht leisten
kann, fällt durchs Raster. Das Chile der Chicago Boys war einst
das Labor des Neoliberalismus. Heute kämpft es mit dessen
Spätfolgen: hoher Verschuldung, schwindender Chancengleichheit
und einer tiefen gesellschaftlichen Unzufriedenheit.
Gleichzeitig ist Chile eines der rohstoffreichsten Länder der
Welt – und könnte damit eine Schlüsselrolle in der globalen
Energiewende spielen. Kupfer, Lithium, grüner Wasserstoff: kaum
ein Land ist besser aufgestellt, um die Dekarbonisierung
voranzutreiben. Doch noch wird zu wenig Wertschöpfung im eigenen
Land gehalten. Gitte spricht von einem „Gefühl der ökologischen
Kolonie“ – Europa profitiert von den Ressourcen, Chile trägt die
ökologischen Kosten. Der Anspruch auf Partnerschaft „auf
Augenhöhe“ bleibt oft ein Lippenbekenntnis.
Auch die Klimakrise trifft das Land härter als viele andere.
Dürren, Waldbrände, Wassermangel – Chile ist eines der
verwundbarsten Länder der Erde. Doch die politische
Aufmerksamkeit liegt anderswo. „Klimapolitik spielt im Wahlkampf
keine Rolle“, sagt Gitte. Und doch zeigt sich in der
Anpassungsfähigkeit der Chilenen eine Form der Resilienz, die
Hoffnung macht. Katastrophen gehören zum Alltag – Erdbeben,
Überschwemmungen, Brände. Die Menschen leben mit der Natur, nicht
gegen sie. Diese Haltung teilt die indigene Bevölkerung schon
seit Jahrhunderten.
Indigene und nicht-indigene Perspektiven prallen aufeinander:
hier der extraktivistische Blick des globalen Marktes, dort die
Vorstellung von Pachamama, der Erde als Teil des eigenen
Lebens. Diese unvereinbaren Weltbilder prägen die
gesellschaftliche Debatte – und zeigen, dass Zukunft in Chile
mehr ist als technologische Modernisierung. Sie ist ein
kulturelles Aushandeln darüber, was Fortschritt bedeutet.
Chile könnte ein Zukunftslabor werden – wenn es gelingt,
gesellschaftliche Kreativität, ökologische Verantwortung und
internationale Kooperation zu verbinden. Schon heute stammt über
zwei Drittel der Energie aus erneuerbaren Quellen, Kohle ist fast
Geschichte. Doch der Weg bleibt lang. Zukunft entsteht hier nicht
aus Reichtum, sondern aus Bewegung.
Chile ist dynamisch und divers – in seinen Landschaften, in
seinen Ideen, in seinen Konflikten. Wer sich von Widersprüchen
nicht abschrecken lässt, sondern von ihnen anregen lässt, wer
Wandel nicht fürchtet, sondern sucht, findet hier vielleicht den
spannendsten Zukunftsort der Welt: am Ende der Welt, wo die
Zukunft schon begonnen hat.
Zu Gast:
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06.11.2025
39 Minuten
In der Podcastreihe „Globale Zukünfte“ fragt Michael, ob es Orte
auf der Welt gibt, von denen aus sich die großen Krisen unserer
Zeit – Klima, Politik, Gesellschaft – neu denken lassen. Fünf
Länder auf fünf Kontinenten sollen dafür den Blick weiten. Die
zweite Etappe führt nach Estland: klein an Fläche, groß in
Vision.
Ein Land, das seine digitale Infrastruktur nicht als
Zukunftsversprechen, sondern als Gegenwartsnormalität begreift.
Gesprächspartner Ralph Wrobel, Professor für
Volkswirtschaftslehre an der Westsächsischen Hochschule Zwickau,
beschreibt Estland als europäisches Zukunftslabor: technikaffin,
pragmatisch und entschlossen. Wo Deutschland noch diskutiert, hat
Estland längst gemacht. Der Staat agiert proaktiv, nicht reaktiv
– und begegnet der Welt mit einer fast trotzig optimistischen
Haltung.
Gleichzeitig lebt Estland im Schatten Russlands – geostrategisch
verletzlich, historisch geprägt von Fremdherrschaft und doch
bemerkenswert souverän. Die Bedrohung wird nicht verdrängt,
sondern ernst genommen: militärisch, gesellschaftlich, mental.
Zwischen digitaler Avantgarde und strategischer Wehrhaftigkeit
entsteht ein Zukunftsbild, das so nüchtern wie ermutigend ist.
Estland ist kein Zufluchtsort, sondern ein Möglichkeitsraum. Wer
hier über die Zukunft spricht, spricht nicht über Utopien,
sondern über Haltung. Und über die Entscheidung, sie nicht länger
aufzuschieben.
Zu Gast:
Prof. Dr. Ralph Wrobel, Volkswirt, Historiker, Westsächsische
Hochschule Zwickau
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AI first – Das Praxisbuch für den Mittelstand
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AI first. Das Praxisbuch für den Mittelstand
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Wir bringen die Zukunft ins Gespräch. Inspirierend, überraschend,
anregend, belebend. Jede Woche hat Zukunftsforscher Michael Carl
bemerkenswerte Menschen zu Gast: Expert:innen, Innovator:innen,
Gründer:innen, die alle ein Stück unserer Zukunft prägen. So
entsteht Stück für Stück ein lebendiges Bild einer wahrscheinlichen
und attraktiven Zukunft. Mehr über Zukunft, Michael Carl und unser
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