
Das Internet als Brandbeschleuniger des islamistischen Terrors - Warum radikalisieren sich Jugendliche im Netz und werden zu Terroristen? – mit Ahmad Mansour und Jamuna Oehlmann
46 Minuten
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Beschreibung
vor 3 Monaten
Wie erklären sich die Terroranschläge von immer jüngeren
Einzeltätern? Dazu Ahmad Mansour, der Geschäftsführer seiner
„Initiative für Demokratieförderung und Extremismusprävention“:
«In Biographien fängt es eigentlich immer nicht religiös an,
sondern mit einer persönlichen Krise, (..) mit der Suche nach
Identität und endete in der (islamistischen) Ideologie. (..
Deshalb sehe) ich diese Elemente auf psychologischer Ebene.»
Ist damit die Individuelle Voraussetzung oder das islamistische
Angebot entscheidend? – Jamuna Oehlmann, Geschäftsführerin der
Bundesarbeitsgemeinschaft religiös begründeter Extremismus:
«Beides ist richtig: Die individuelle Opferrolle, (..) aber auch
das grössere Bild: Junge Leute, die hier aufgewachsen sind, (..)
mit Migrationsgeschichte, (..) Diskriminierungs- und
Ausgrenzungserfahrungen oder auch Krisen, die sie in die Arme von
islamistischen Akteuren treiben, (..) suchen nach einer Aufgabe,
(..) nach Halt und diesen Halt bekommen sie in einer
islamistischen Gemeinschaft,(..) weil ihnen in Deutschland etwas
fehlt.»
Mansour lehnt die «Diskriminierung als eine zentrale Ursache für
die Radikalisierung (ab...). Das tun wir beim Rechtsextremismus,
eine fast gleiche Ideologie mit (..) vielen Parallelitäten:
Neigung zu Autorität, Ablehnung von Gleichberechtigung von Mann
und Frau, toxische Männlichkeit, Antisemitismus (..): Da nehmen
wir die Leute in der Verantwortung und suchen nicht nach einer
Entschuldigung.» Seine eigene Erfahrung als Jugendlicher: «Als
ich anfing, zu diesen Gruppen zu gehen, war nicht das
Entscheidende der Koran oder der Islam an sich. Ich wurde vorher
gemobbt und auf einmal sagte der Imam: ‘Du gehörst zu einer
Generation, die die Welt beherrschen wird‘ und das gab mir ein
Selbstwertgefühl.(..): Ein Gesamtpaket hat das alles super
attraktiv gemacht».
Oehlmann «Wir haben zu lange die Sozialen Medien als Ort, der
sich mit Singen und Tanzen und Life-style Themen befasst, abgetan
und nicht die Ernsthaftigkeit verstanden, dass hier
Meinungsbildung stattfindet, (..) dass Jugendliche viele Stunden
am Tag online verbringen».
Hat sich in den letzten Jahren die islamistische Gemeinschaft in
Deutschland vergrössert? – Oehlmann: «Absolut, weil das Internet
so viele Möglichkeiten für islamistische Akteure bietet,
Jugendliche zu rekrutieren mit dem schwarz-weiss Denken, das sich
im Internet gut verbreiten lässt, in kurzen Videos auf Tik-Tok
oder Instagram. (..) Die Algorithmen sind ein ganz zentraler
Faktor (..): man landet relativ schnell in Untiefen
islamistischer Ideologien. (..) Islamistische Akteure kann man
eben als ‘early adobters‘ bezeichnen».
Mansour zur gezielten Rekrutierung von Terroristen: «Wenn man
Leute braucht, die einen Anschlag machen, (..) das sind Leute,
die einen gewissen Narzissmus und eine gewisse Psychopathie
mitbringen (..) Das sind dann die Leute, die (..) Bilder machen
mit geköpften Menschen und Menschen live ermorden. Das sind dann
Leute, die in Europa Anschläge durchführen.»
Zur Präventionsarbeit sagt Oehlmann: «Die Diskussion geht es nach
wie vor um die frage, ob Gegennarrative funktionieren. Es sollte
nichts unversucht bleiben, auch Falschaussagen zu revidieren und
Angebote zu machen für Jugendliche, die Antworten zum Islam
suchen (..) Aber es ist ein Tropfen auf den heissen Stein. (..)
Das Problem ist, dass die Bundesregierung und die Politiker nicht
verstehen, wie gross das Problem ist, und wenig Ressourcen zur
Verfügung stellen».
Mansour: «Es muss funktionieren. Wir versuchen die Risikofaktoren
präventiv anzusprechen (..) in Schulen, in Gefängnisse, in
Jugendzentren, in Asylheime und versuchen, schneller zu sein als
die Islamisten, (..) offline und online. (..) Wir dürfen einfach
nicht diese Orte den Islamisten überlassen. (..) All diese
Ansätze sind enorm wichtig, um Gegennarrative in den Sozialen
Medien, ein Gegengewicht zu schaffen. Es gibt keine Alternative.»
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