
In der Schuldenfalle – Warum sich Jugendsünden rächen
«Der Auszug von zuhause ist die grösste Schuldenfalle», sagt Yves
de Mestral, Betreibungsbeamter in Zürich. Nach der Volljährigkeit
steigt die Verschuldung in der Schweiz um den Faktor 70 an. Vor
allem Krankenkassen- und Steuerschulden sind ein Proble ...
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Beschreibung
vor 2 Monaten
«Der Auszug von zuhause ist die grösste Schuldenfalle», sagt Yves
de Mestral, Betreibungsbeamter in Zürich. Nach der Volljährigkeit
steigt die Verschuldung in der Schweiz um den Faktor 70 an. Vor
allem Krankenkassen- und Steuerschulden sind ein Problem. Was sind
die Gründe? Kiri, Donald, Erika und Fränzi sind berufstätig.
Trotzdem leben sie mit Schulden und sie sind keine Ausnahme.
Praktisch jede siebte Person in der Schweiz lebt in einem Haushalt
mit Zahlungsrückstand. Die meisten Betreibungen werden wegen
Krankenkassenprämien eingeleitet, die höchsten Beträge machen
Steuerschulden aus. Viele junge Erwachsene wissen nicht, dass ab
dem 18. Altersjahr die Krankenkassenbeiträge sehr viel höher sind
und dass Steuerrechnungen ein bis zwei Monatslöhne ausmachen. Das
führt dazu, dass sie gleich zu Beginn ihres Erwachsenenlebens in
die Schuldenfalle geraten. Wieder herauszufinden, ist schwierig.
Das zeigt dieser Film. Kiri E. ist 23 und seit der Volljährigkeit
überschuldet. Die Fachfrau Kundendialog lebt auf dem
Existenzminimum. Sie hat 10'000 Franken Schulden und muss das
ändern. Doch wo beginnen? Mit ihrem bescheidenen Teilzeitlohn ist
eine Schuldentilgung fast nicht möglich, denn Krankenkassen- und
Steuerschulden summieren sich laufend auf. Erika Müller ist heute
35 Jahre alt und hat bereits als 18-Jährige Krankenkassenschulden
von ihren Eltern übernommen. Über die Jahre ist sie immer tiefer in
die Schulden geraten. Am Schluss war sie mit 50'000 Franken
verschuldet und geriet in eine schwere Depression. Überforderung
und Scham hielten sie lange davon ab, Hilfe zu suchen. Seit
eineinhalb Jahren ist sie nun in einer Schuldensanierung. Franziska
Neuhaus weiss ebenfalls, wie lange es geht, bis man wieder
schuldenfrei ist. Bei der 39-jährigen Kundenberaterin hat es 20
Jahre gedauert, denn Steuern und Krankenkassenbeiträge wurden auch
bei ihr weiter fällig. Daneben noch Rückzahlungen zu leisten, ist
für viele Betroffene schwierig bis unmöglich – das hat Franziska
Neuhaus selber schmerzlich erfahren. Laut Yves de Mestral, dem
Präsidenten der Zürcher Betreibungsämter, bringen
Krankenkassenbeiträge und Steuern viele Leute in die Verschuldung.
Anders als im umliegenden Ausland werden diese Beträge in der
Schweiz nicht direkt vom Lohn abgezogen. Es wäre jedoch an der
Zeit, das Schweizer System zu überdenken, meint de Mestral. Zudem
macht er sich für das sogenannte Restschuldbefreiungsverfahren
stark. Diese Änderung des Schuldbetreibungs- und Konkursrechts ist
im Moment in der Vernehmlassung und hat zum Zweck, dass jahrelang
verschuldete Menschen von ihrer Restschuld befreit werden können,
sofern sie keine neuen Schulden machen. Für Donald Niebaum wäre ein
solches Restschuldverfahren die Rettung. Die Schulden des
37-jährigen Malers und Familienvaters belaufen sich mittlerweile
auf 88'000 Franken. Mit einem Einkommen von knapp 5000 Franken im
Monat würde er etwa 20 Jahre brauchen, um den Schuldenberg
abzuzahlen. Eine Schuldensanierung ist praktisch unmöglich. Und er
ist kein Einzelfall: Die ausstehenden Beträge aus Verlustscheinen
betragen in der Schweiz circa 20 Milliarden Franken, nur etwa 17
Prozent dieser Gelder werden effektiv zurückbezahlt.
de Mestral, Betreibungsbeamter in Zürich. Nach der Volljährigkeit
steigt die Verschuldung in der Schweiz um den Faktor 70 an. Vor
allem Krankenkassen- und Steuerschulden sind ein Problem. Was sind
die Gründe? Kiri, Donald, Erika und Fränzi sind berufstätig.
Trotzdem leben sie mit Schulden und sie sind keine Ausnahme.
Praktisch jede siebte Person in der Schweiz lebt in einem Haushalt
mit Zahlungsrückstand. Die meisten Betreibungen werden wegen
Krankenkassenprämien eingeleitet, die höchsten Beträge machen
Steuerschulden aus. Viele junge Erwachsene wissen nicht, dass ab
dem 18. Altersjahr die Krankenkassenbeiträge sehr viel höher sind
und dass Steuerrechnungen ein bis zwei Monatslöhne ausmachen. Das
führt dazu, dass sie gleich zu Beginn ihres Erwachsenenlebens in
die Schuldenfalle geraten. Wieder herauszufinden, ist schwierig.
Das zeigt dieser Film. Kiri E. ist 23 und seit der Volljährigkeit
überschuldet. Die Fachfrau Kundendialog lebt auf dem
Existenzminimum. Sie hat 10'000 Franken Schulden und muss das
ändern. Doch wo beginnen? Mit ihrem bescheidenen Teilzeitlohn ist
eine Schuldentilgung fast nicht möglich, denn Krankenkassen- und
Steuerschulden summieren sich laufend auf. Erika Müller ist heute
35 Jahre alt und hat bereits als 18-Jährige Krankenkassenschulden
von ihren Eltern übernommen. Über die Jahre ist sie immer tiefer in
die Schulden geraten. Am Schluss war sie mit 50'000 Franken
verschuldet und geriet in eine schwere Depression. Überforderung
und Scham hielten sie lange davon ab, Hilfe zu suchen. Seit
eineinhalb Jahren ist sie nun in einer Schuldensanierung. Franziska
Neuhaus weiss ebenfalls, wie lange es geht, bis man wieder
schuldenfrei ist. Bei der 39-jährigen Kundenberaterin hat es 20
Jahre gedauert, denn Steuern und Krankenkassenbeiträge wurden auch
bei ihr weiter fällig. Daneben noch Rückzahlungen zu leisten, ist
für viele Betroffene schwierig bis unmöglich – das hat Franziska
Neuhaus selber schmerzlich erfahren. Laut Yves de Mestral, dem
Präsidenten der Zürcher Betreibungsämter, bringen
Krankenkassenbeiträge und Steuern viele Leute in die Verschuldung.
Anders als im umliegenden Ausland werden diese Beträge in der
Schweiz nicht direkt vom Lohn abgezogen. Es wäre jedoch an der
Zeit, das Schweizer System zu überdenken, meint de Mestral. Zudem
macht er sich für das sogenannte Restschuldbefreiungsverfahren
stark. Diese Änderung des Schuldbetreibungs- und Konkursrechts ist
im Moment in der Vernehmlassung und hat zum Zweck, dass jahrelang
verschuldete Menschen von ihrer Restschuld befreit werden können,
sofern sie keine neuen Schulden machen. Für Donald Niebaum wäre ein
solches Restschuldverfahren die Rettung. Die Schulden des
37-jährigen Malers und Familienvaters belaufen sich mittlerweile
auf 88'000 Franken. Mit einem Einkommen von knapp 5000 Franken im
Monat würde er etwa 20 Jahre brauchen, um den Schuldenberg
abzuzahlen. Eine Schuldensanierung ist praktisch unmöglich. Und er
ist kein Einzelfall: Die ausstehenden Beträge aus Verlustscheinen
betragen in der Schweiz circa 20 Milliarden Franken, nur etwa 17
Prozent dieser Gelder werden effektiv zurückbezahlt.
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