#28 Was passiert, wo niemand hinschaut? Fotograf Gregor Sailer zu Gast beim „K“

#28 Was passiert, wo niemand hinschaut? Fotograf Gregor Sailer zu Gast beim „K“

Der Tiroler Podcast für Kunst und Kultur
42 Minuten

Beschreibung

vor 11 Monaten
Ob in der Arktis oder der Sahara: Für seine Kunst sucht Gregor
Sailer das Extreme. Mit seiner Kamera dokumentiert er die Ränder
der Zivilisation, doch seine Bilder sind stets menschenleer. Warum
Weltpolitik oft im toten Winkel unserer Aufmerksamkeit passiert,
erzählt er in dieser Folge von „Das K“. Militärische Sperrgebiete,
stadtgleiche Flüchtlingslager oder die Abbaugebiete von Rohstoffen
– Gregor Sailer dokumentiert Orte, wo kaum jemand freiwillig
hinreist. Orte, die zuvor noch nie fotografisch festgehalten
wurden. Die stets ruhigen, ästhetischen Bildkompositionen lassen
nicht erahnen, dass sich Sailer dafür zum Teil in Lebensgefahr
begeben muss. „Diese Ruhe ins Bild zu übersetzen, obwohl die
Begleitumstände so spektakulär sind, ist ein wichtiges Ziel für
mich", erklärt der Künstler. Wir treffen Gregor Sailer in
Innsbruck, wenige Tage nach der Eröffnung seiner ersten großen
Personale im Kunsthaus Wien. Unter dem Titel „Unseen Places“ werden
einige seiner fotografischen Langzeitprojekte zusammengefasst –
Projekte für die Sailer jahrelang recherchieren, um Genehmigungen
kämpfen und um die Welt reisen musste. Im Interview erzählt er uns
von der Arbeit in verminten Gebieten, von Entführungsgefahr,
militärischer Willkür und dem Fotografieren bei minus 50 Grad
Celsius. All das ist nicht spurlos an ihm vorübergegangen: „Die
schwierigsten Situationen werden mich wahrscheinlich immer
beschäftigen.“ Als Familienvater möchte es so manches Risiko heute
aber nicht mehr eingehen. In seinem aktuellsten Projekt „The Polar
Silk Road“ hat Gregor Sailer über vier Jahre und während
zahlreicher Expeditionen in die Arktis dokumentiert, welche
geopolitischen Folgen das schmelzende Eis nach sich zieht. Auf
seinen Bildern sind militärische Abhörstationen,
Forschungseinrichtungen oder eine U-Boot-Andockstation zu sehen.
Vier Jahre dauerte etwa das Genehmigungsverfahren, um in einem
norwegischen U-Boot-Bunker fotografieren zu dürfen. Seine Bilder
entstehen mit einer mechanischen, analogen Plattenkamera. Das 30
Kilogramm schwere Equipment trägt Sailer allein. Das Arbeiten mit
der Fachkamera sei statisch und brauche Zeit für eine punktgenaue
Belichtung. Auch bei widrigsten Umständen nimmt er sich Zeit um
„den Raum zu definieren, zu begehen und zu entscheiden, was
wesentlich für den Ort ist". Eine sehr anstrengende Arbeit. Wie
weit man die inhaltliche Tragweiter der Bilder verstehen, überlässt
Gregor Sailer den Betrachter:innen. Für ihn selbst ist klar: „Ohne
den überzeugenden Inhalt funktioniert das Bild nicht. Es wäre rein
dekorativ und an dem bin ich nicht interessiert.“ Im Interview
erzählt uns Gregor Sailer außerdem, wie er sich mit Bergsport für
seine Expeditionen körperlich und mental fit hält, wie wichtig
seine Zeit im Ruhrgebiet für seine künstlerische Entwicklung und
plädiert dafür, das sensible Ökosystem der Alpen besser zu
schützen.

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