Leben und Arbeiten an Orten, wo andere gern Urlaub machen. Ein Gespräch mit Peter Paschke in Padua, Italien

Leben und Arbeiten an Orten, wo andere gern Urlaub machen. Ein Gespräch mit Peter Paschke in Padua, Italien

57 Minuten

Beschreibung

vor 1 Jahr

Mit dem Fahrrad eine Tour durch die Po-Ebene  - so begann
Peter Paschkes Geschichte mit Italien Anfang der 80er Jahre. Dass
der studierte Sozialwirt aus dem Norden Deutschlands, der
eigentlich eine Faszination für Skandinavien hatte, einmal in
Padua seine Heimat finden würde, hätte er sich nicht träumen
lassen. Aber die Radtour weckte seine Begeisterung für die
Sprache, für, zunächst, Bologna und für das Lebensgefühl, welches
so anders als das deutsche war. 


Auch seinen beruflichen Fokus hat er geändert: Nach einer
Anstellung als Sprachassistent in Trient 1982/83,  bildete
er sich weiter, unterrichtet seit vielen Jahren nun schon Deutsch
als Fremdsprache, forscht zu Themen in diesem Bereich und
veröffentlichte Lehrwerke für Lesekurse. Das Interesse an
deutscher Sprache ist groß, deutsche Firmen sind ein
interessanter Arbeitgeber und deutsche Philosophie und Literatur
im Original zu lesen, ist ein wichtiger Beweggrund seiner
Lernenden. 


Peter selbst staunt über die Wendungen seines Lebensweges:
Umstände, die sich ergeben haben, Gelegenheiten, die er ergriffen
und Richtungen, die er eingeschlagen hat und die ihn in der Summe
an den Punkt in seinem Leben geführt haben, an dem er sich jetzt
befindet, ohne dass er bewusst darauf zu gesteuert wäre. Einen
Punkt, an dem er zufrieden zurückschaut und sich gleichzeitig auf
das, was vor ihm liegt, freut. 


Zu seinem Arbeitsort an der Universität Ca’ Foscari in Venedig,
einer Stadt, die für viele ein wahres Traumziel ist, pendelt er
mit dem Vorortzug. Zu voll, zu touristisch, zu teuer ist es dort
für ein gutes Leben. Morgens, bevor er sich auf den Weg macht,
schaut er auf eine App, die den Wasserstand in der Lagunenstadt
anzeigt. Manchmal muss er seine Gummistiefel mitnehmen, um keine
nassen Füße zu bekommen. Der Klimawandel macht auch vor einem
Weltkulturerbe nicht Halt und die anhaltende Korruption verzögert
ein wichtiges Deichprojekt. 


Dass die Deutschen Italien lieben, aber nicht schätzen und die
Italiener Deutschland schätzen, aber nicht lieben, ist etwas was
er aus eigener Erfahrung bestätigen kann. Das  Verhältnis
der Italiener gegenüber den Deutschen mit all ihren
wirtschaftlichen und technischen Erfolgen sei von
Minderwertigkeitsgefühlen geprägt. Andererseits lehnen die
Italiener Deutschland als zu kalt, zu organisiert ab. 
Deutsche hingegen idealisieren das Land, dessen Mode, Essen,
Wetter und Landschaft sie mögen, schütteln aber den Kopf über
politische und wirtschaftliche Missstände, was von den
Italienern, die stolz auf die reiche Kultur ihres Landes
sind,  wiederum als Überlegenheitsgeste interpretiert wird.
Viele von Peters Studierenden aber kommen begeistert aus
Deutschland zurück, diesem Land, welches man als Italiener
eigentlich nicht lieben könne. Denn immer dann, wenn Menschen
sich treffen, ist alle Bitterkeit und Zurückhaltung
vergessen. 


Freunde sagen ihm nach, er sei ein anderer, wenn er Italienisch
spräche. Wie muss es dann erst sein, wenn er  in Padua mit
seinem italienischen Chor Stücke von Bach intoniert?


 3:30Das Interesse der Italiener an Deutschland
 7:50Peters Weg nach Italien
11:35Peters Italiengefühl
20:30Italienisch-deutsche Spannungen
28:25Eine Frage der Identität
30:00Sprache und Identität
32:34Alte und neue Freundschaften
36:53Venedig in Zeiten der Pandemie
39:44Padua vs Venedig
43:37Wird Venedig untergehen?
52:39Buchtipp


Lucio Dalla: Caruso, live
https://www.youtube.com/results?search_query=lucio+dalla

Peters Buchtipp:
Petra Reski  "Als ich einmal in den Canal Grande fiel: Vom
Leben in Venedig | Das ungeschönte Porträt der schönsten Stadt
der Welt"
https://www.amazon.de/Als-einmal-Canal-Grande-fiel/dp/3426278464/ref=sr_1_1?crid=2Q7IZAITCJNAA&keywords=als+ich+einmal+in+den+canal+grande+fiel&qid=1642673384&sprefix=als+i%2Caps%2C173&sr=8-1

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