Siegfried Zielinski: Mittel & Meere

Siegfried Zielinski: Mittel & Meere

Götter und Schriften rund ums Mittelmeer. Symposion in memoriam Friedrich Kittler | Symposium

Beschreibung

vor 10 Jahren
Götter und Schriften rund ums Mittelmeer. Symposion in memoriam Friedrich Kittler | Symposium

Fr, 19.10.2012 – Sa, 20.10.2012, ZKM_Medientheater

Der Vortrag nimmt das MITTELMEER in seiner wörtlichen Bedeutung als gedanklichen Spielball auf und diskutiert dessen mediale Qualität. Verbindungen von hellenistischem und arabisch-islamischem Denken kommen dabei ebenso zur Sprache wie der Versuch des Katalanen und Mallorikaners Ramon Llull, die drei monotheistischen Buchreligionen, die die mächtigsten dieser Welt sind, über symbolische Maschinen kommunikativ zu integrieren.

Siegfried Zielinski ist Professor für Medientheorie mit dem Schwerpunkt Archäologie & Variantologie der Künste und der Medien an der Universität der Künste (UdK) Berlin, Michel‐Foucault‐Professor für Medienarchäologie & Techno‐Kultur an der European Graduate School (EGS) in Saas Fee, Leiter des Vilém‐Flusser‐Archivs an der UdK Berlin, Gründungsrektor der Kunsthochschule für Medien Köln (1994‐2000). Verfasser u.a. der Bücher Veit Harlan, Frankfurt am Main,
Fischer, 1981 ; Zur Geschichte des Videorecorders, Berlin, Spiess, 1985; Audiovisionen, Reinbek bei Hamburg, Rowohlt, 1989; Archäologie der Medien, Reinbek bei Hamburg, Rowohlt, 2002 und Herausgeber der 5‐ bändigen Reihe VARIANTOLOGY – On Deep Time RelaDons Between Arts, Sciences, Technologies, Köln, König, 2005‐2011.

In seinem Lebenswerk hat Medientheoretiker Friedrich Kittler (1943−2011), die Geschichte der Dichtung, der Philosophie, ja der Kultur als solche vom Kopf auf die Füße ihrer technischen und vortechnischen Medien gestellt. Was Aufschreibesysteme für die Literatur, was Befehlssätze für programmierbare Maschinen, das ist den Göttern das elementarste Medium im lateinischen Wortsinn von elementa: Buchstaben. Das Symposion »Götter und Schriften rund ums Mittelmeer«, noch zu Lebzeiten von dem deutschen Medientheoretiker Friedrich Kittler selbst vorbereitet, widmet sich dieser Hypothese. Wie bestimmen die Kontakte, Konkurrenzen, Innovationen der verschiedenen Schriften und Alphabete seit der frühesten Antike rund ums Mittelmeer die zukünftigen Geschicke des Abendlands? Seit dem Neolithikum gibt es im Mittelmeerraum Kulturen, deren Alphabete eng an Verwaltung und Handel, Befehlsflüsse und Gesetze gebunden sind, aber auch eine Kultur, die ihr Alphabet aus dem Schreiben von Musik und Gesangsvortrag, Vers und Götteranrufung schöpft. Einige Schriften des Mittelmeers − in Keilen, Bildschriftzeichen, Silbenschriften dargestellt − sind graphisch orientiert. Sie schreiben von den Worten der Sprache meist Konsonanten oder Konsonantengruppen. Andere, wie das griechische Alphabet, das als erstes der Welt auch Vokale schreibt, sind phonetisch orientiert und damit prinzipiell auf jede Sprache übertragbar. Mächtige Gesetzesgötter einerseits strafen und befehlen. Der Verkehr mit ihnen wird gesetzlich geregelt. Andererseits gibt es Götter, die an- und abwesend sind. Der Verkehr mit ihnen wird nicht verwaltet, sondern begangen. Wie sind diese verschiedenen Ausgestaltungen der Götterwelten in den Schriftsystemen widergespiegelt?

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